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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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227 In anderen Gebieten Niederösterreichs ist es Sitte, daß der Bräutigam mit seinen Gästen die Braut in deren Elternhause zum Kirchgange abholt. Doch da gibt es erst allerlei Hindernisse und Schwierigkeiten zu besiegen. Am Wechsel z. B. findet der Bräutigam bei seiner Aukunst das Haus der Brau t versperrt. Er muß sie sich vom „Spruch- mann" erkansen, indem er Geld, darunter auch unbrauchbare alte Münzen, über das verschlossene Thor wirft; dabei wird oft lange in komischer Weise unterhandelt. Im B. O. M. B. muß an einigen Orten der Brautführer den Eingang in das versperrte Haus suchen. Ist ihm das gelungen und hat er die „versteckte" Braut gefunden, so empfängt er von ihr eine mit einem rothen Bande verzierte Flasche Wein und ein Trinkglas, womit er unter der Hausthüre erscheint, um dem Bräutigam und seinen Gästen das Zeichen zu geben, daß er die Gesuchte gefunden habe. (Hirschbach.) Auch der Slave im Marchfelde mnß die „versteckte" Braut suchen und früher tanzte er auch wohl mit der gefundenen durchs Dorf. Am Steinfelde (V. U. W. W.) weist der Bräutigam behufs Einlasses einen komischen Heimatschein vor. Ist er nun ins Haus eingetreten, so begrüßt ihn noch nicht sofort die Braut, fouderu jetzt spielt erst die „falsche Braut" ihre Rolle. Es tritt zuerst eine ältere, öfter auch maskirte Frauensperson vor, welche höchlich darüber entrüstet ist, daß sie nicht die „rechte" Braut wäre. Sie wirft dem Bräutigam unter Henlen und Verwünschnngen das „Drangeld" zurück, das heißt sie streut ihm in Papier eingewickelte Glasscherben oder altes Eisen vor die Füße nnd verlangt Entschädigung, die in einigen kleinen Münzen besteht; dann stellt sich die eine und andere Kranzljungfrau vor, endlich die richtige Braut. Die „falsche Braut" kennt man auch vielerorts in den beiden nördlichen Vierteln, hingegen sast gar nicht im V. O. W. W. Um Christophen am Wienerwalde spendet nach der Begrüßung die Braut dem Bräutigam und dem Brautführer je ein rothes Sacktüchlein. Ist das gemeinsame Frühstück (Kaffee und Wein) vorüber und Alles vorbereitet, so folgt zum Schlüsse noch eine erhebende Scene. Die Braut verabschiedet sich von Vater und Mutter, dankt ihnen für alle von Kindheit an ihr erwiesenen Wohlthaten, bittet für begangene Fehler um Verzeihung und empfängt kniend den Elternsegen. Nun ordnet der Brautführer den Hochzeitszug. Am Wechsel spricht er dabei die Worte: „Wir sind jetzt alle beisammen, Geh'n wir aber in Ordnung und Reih', Trum geh'n wir zur Kirche in Gottes Namen. Daß der Herr Jesus unser Begleiter sei." Beim Kirchgange schießen die Dorfburschen, und je beliebter das Brautpaar ist, desto mehr Pulver wird verknallt. Anch Hochzeitsgäste selbst schießen während des Zuges (der Brautführer trug ja früher häufig eine Flinte) und jauchzen und jodeln bis zur Kirche hin. Die Musikanten aber werden nicht müde, ein Stück nach dem andern aufzuspielen. Doch nicht so ganz unbehelligt gelaugt man ans Ziel. Der Hochzeitszug wird plötzlich aufgehalten dnrch eine über die Straße gespannte Schnur oder Kette. Man nennt dies das IS»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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