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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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Page - 228 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4

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228 „Fürziehen". Der Bräutigam muß nun die Braut auslösen, „Schnurgeld" zahlen; gibt er zuwenig, so wird spottweise sofort mit einem Strohbande „fürgezogeu". Ist die Braut beliebt, so wird ihr stürmisch gratulirt, Wein und Backwerk gereicht uud öfter ein schönes Bild verehrt. Für diese „Ehrung" gibt sie eine besondere Spende, fünf bis zehn Gulden, die Begleitung je einen Gulden (Jetzelsdorf, V. U. M. B.). Dieses „Fürziehen" (Vorziehen, im Leithagebiete der „Fürzug") ist in allen Theile» Niederösterreichs üblich oder bekannt, mir nicht in deu oberen Gegenden des V. O. W. W. Noch muß bemerkt werden, daß der Brauch des Fürziehens öfter auf dem Rückzüge vou der Kirche als auf dem Wege dahin geübt wird. Vor dem Altare legt die Znbraut oder erste Kranzljnngfran dem Bräut igam ein Rosmarinkränzchen auf das Haupt , welches dieser nach der Copnlation so rasch als möglich herabnimmt und kurzweg in der Rocktasche verschwinden läßt. Erwischt es die Braut, so herrscht sie in der Ehe („hat die Hose an"). Diese Sitte ist weit bekannt nild war früher fast allgemein üblich. Die Beglückwünschung der Brautleute seitens der Gäste geschieht an vielen Orten an den Stufen des Altares. In Dorfstetten (V. O. M. B.) empfängt die Braut dabei zugleich vou jedem Gratulauteu eine kleine Geldspende. Im V. O. M. B. findet sich die Sitte, daß sämmtliche Hochzeitsgäste das junge Ehepaar beim Glückwünschen küssen. (In der Horner Gegend um Altenburg, Salapulka.) An einigen anderen Orten (V. U. W. W.) wird die Braut nur von den weiblichen Gästen geküßt. Die Musik spielt indessen einen lustigen Hochzeitsmarsch. Ein uralter, jetzt wohl nur mehr selten vorkommender Brauch ist das Weintrinken, der „Johannistrunk", vor dem Altare nach der Kopulation. Er wird den Neuvermählten nnd Hochzeitsgästen beim Opfergange gereicht. Die Flasche, welche mit Wein gefüllt in die Kirche mitgebracht wird, ist festlich aufgeputzt (Um Baden, im Leithagebiete, Marchfelde nnd auch im Waldviertel.) Auf dem Rückwege von der Kirche hat der Brautführer im Wechselgebiete zu befürchten, daß ihm die anvertraute Brau t „gestohlen" wird. Vor jeueu Häusern, in welchen Verwandte oder Bekannte der Brautleute wohueu, hält der Hochzeitszug uud uuu folgt ein lebhaftes Grüßen nnd Glückwünschen, dann Bewirthung mit Wein. Während nun der Brautführer, welcher in der genannten Gegend auch uach der Eopulatiou allein die Braut am Arme führen darf, mit einem Freunde plaudert, ihm die Haud reicht oder das Weinglas an den Mnnd setzt, „zuckt" sie ihm eiu neckischer Kamerad, führt sie iu ein nahes Haus, versteckt sie dort, so daß der unglückliche Ritter sie ost „hart" suchen und den ihm dabei helfenden Junggesellen ordentlich Wein zahlen muß. Ist der Zug vor dem Hochzeits- hause angelangt, so gibt es eiu neues Hinderniß. Es ist nämlich die Hausthüre versperrt . Der Brautführer muß aupocheu und die Haushüter (eiu paar Bursche, die dann beim Mahle als „Kellner" beschäftigt find) höflichst um Einlaß bitten mit der Versicherung, daß lauter ehrliche Leute draußen stünden, und dem Versprechen, für
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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