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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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240 auf den „Laden" gelegt, der auf zwei Holzschragen ruht, oder auf eine Bank ohne Lehne, und zwar bahrt man gewöhnlich den Todten nicht mitten im Zimmer, sondern längs der Wand auf. Ihm zu Häupten stellt man ein Crucifix, ein Öllicht und ein Gefäß mit Weihwasser sammt einem Ähren- oder Buchsbüschel zum Besprengen des Leichnams. Dieser liegt da mit gefalteten Händen, welche eine „Bet'n" (ein Rosenkranz) ziert und zugleich zusammenhält, die Brust ist mit Heiligenbildchen bedeckt, welche Erwachsene wie Kinder in frommer Liebe spenden, wenn sie den Todten „anschau'u" gehen. Die Leichen von Jungfrauen sind gewöhnlich weiß gekleidet, das Haupt ist mit einem Kranze von weißen Rosen, oft aber mit einer hohen Blumenkrone geziert. Der Sterbetag ist ja der Jungfrau „Ehrentag" (Hochzeitstag). In den Nächten, während welchen der Todte im Hause liegt, findet das „Leich- hüten" oder „Nachtwachen" statt. Es wird meist angesichts des Todten abwechselnd gebetet und gesungen. Ist der erste längere Theil der „Andacht" vorüber, so werden die Gäste mit Most, Branntwein (in Weingegenden mit Wein), Nüssen und Dörrobst nebst Hausbrot bewirthet. Auch harmlose Spiele erlaubt man sich zuweilen. Nach der „Jause" wird wieder gebetet und gesungen. Das Wachen dauert meistens bis über Mitternacht hinaus. Am Morgen versammeln sich im Trauerhause die durch den „Leichenbitter", „Leichen"- oder .Couduetansager" geladenen „Freunde", Nachbarn und Göden des Todten. Sie werden mit einem Frühstück bewirthet, welches in manchen Gegenden (z. B. im Ötschergebiete) einer kleinen Mahlzeit gleichkommt. Nach demselben werden fünf Vaterunser für den Verstorbenen gebetet, worauf die Träger den Leichnam im offenen Sarge in das Vorhaus tragen. Nun folgt die fast in ganz Niederösterreich in gleicher Weise übliche, echt volksthümliche nnd tief ergreifende Ceremonie des „Abbit tens" oder „Urlaub- nehmens" des Todten. Der „Vorbeter" oder aber der „Bauerntischler" (gewöhnlich ein Zimmermann), welcher den Sarg anfertigt, stellt sich neben denselben hin und hält im Namen des Todten, wenn dieser z. B. der Familienvater ist, folgende Ansprache: „Gelobt sei Jesus Christus! Hiazt pfiat* eng Alle Gott bei'nander; mnaß eng hennt verlass'n. Bin oft in d' Kirch'n nach N. ganga und wieder hoam kemma, aber heuut kimm i neamer z'rnck. So pfiat di Gott, mein liabs Wei'! I dank' da für alle Liab und für all's Guate, was d' ma iu unserm Eh'stand erwiesen hast, und für alle Geduld, döst (die du) mit mir g'hat hast. Verzeih' ma, wann i di kränkt hau. Kinder, pfiat eng aa Gott! Thuats der Munder schön solg'n, vergeßts auf unfern Hergott nit und werds brave Lent'. Nachbarn, Göd'u uud Freuud'! Thua eng aa tausendmal pfiat'u und bitt' eng um Gotts- willen schön, thats ma nix verübeln und verzeihts ma, wann i eng beleidigt hau. Weib, * „Pfiaten" ist entstanden ans „b'hüaten" d. i. behüten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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