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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
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257 in der Umgangssprache nicht abgelegt, sondern die richtige Mtonung sogar als fehlerhaft, mundartlich, slavischem Einflüsse entsprungen betrachtet wird. Ebenso allgemein ist die unrichtige Betonung zusammengesetzter Orts- und von solchen abgeleiteter Famil iennamen, vielleicht die merkwürdigste Besonderheit unserer Mundart. Entgegen, wie gesagt, dem deutschen Betonungsgesetze, wonach das erste, das Bestimmungswort den Hochton trägt, legt der Österreicher den Accent auf das zweite, das Gruudwort überwiegend bei drei- oder mehrsilbigen Ortsnamen mit einsilbigem Bestimmungsworte, schwankend bei zweisilbigen Wörtern; also Nennkirche», Pfaffstätteu, Lerchenfeld, Laugeu- le'barn, Sieghartskircheu, ja sogar Leopoldstadt, Mariahilf — dagegen Baümgarten, Mühlfchüttel, Neüsiedel; Sechshaüs, Rossaü, Kirchberg nnd Kirchberg, aber Kirchschläg: richtig bei Znsammensetzungen mit -dors: Kirchdorf, Vösendorf neben Böslaü. Das Studium der Or tsnamen überhaupt ist eiue der Hauptstützen der Dialect- forschuug; sie geben über Vorgeschichte, Colonisirnng, Zustand des Landes den reichsten und sichersten Aufschluß, wenn auch der neckische Kobold, die Volksetymologie, hier gerade am üppigsten sein Spiel treibt, aus der Ansiedlung Dietbolts (des „Volkskühnen") das Diebsholz, aus Heinrichsdorf (Hezeliusdorf, Chezelinsdorf) gar Katzelsdorf macht und andere. Die volle Pracht altdeutscher Namengebung entfaltet sich im Waldviertel, wo in der genetivischen Form der Benennungen (Dietharts, Gerharts, Gerungs, Siegharts und vielen ähnlichen) das Andenken der alten Colonen fortlebt. Die Ortsnamen weisen manche lautliche Eigenheit, so die Vorliebe für das dem Hochdeutschen fremde oi (so Ois neben Ibbs , beide ans Jubisaha; sonst gerne geschrieben eo in Leoben, Leobersdorf, Loimans, Langeulois ?e., die im Volksmuude gleich lauten). Neben manchem Charakteristischen in der Aussprache der Consouauteu erscheinen die Abweichungen des Voealismns überhaupt als wichtiger; sie lassen sich im Wesentlichen aus drei Hauptmoniente zurückführen: 1. Vergröberung — Aussprache des a gegen o hin, des o wie n, des i vor l wie ü: ka°lt, Murd, Bülduug. 2. Nasaliruug, vor- nehmlich im Auslaut: i' moa (ich meine), mei (mein) Ma° (Mann), i' ha" (ich han —habe) und so fort. 3. Diphthongierung, am merkwürdigsten, wo einfache Laute gebrochen und uasalirt werdeu, so daß ein höchst eigenthümlicher, dem Fremden unaussprechbarer Tou entsteht: scheägeln (schielen). Das Waldviertel, in welchem die Neuerung, i zu ei, ü zu au zu verschieben, — die südlich der Donan schon im Xl. Jahrhundert anhebt, im XIII. durchdringt — zuletzt durchgegriffen hat, wahrt heutzutage die Unterschiede am schärfsten. Hier sei noch eines sehr verbreiteten Irrthums gedacht. Es wird häufig behauptet, unsere Muudart zeige Abneigung gegen den Umlaut. Das ist unrichtig. Nur iu der Präsensform des Verbums wird derselbe gemieden: du trägst, er tragt, laßt, schlaft, stoßt, Wien und Niederösterreich. 17
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich
Volume
4
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1888
Language
German
License
PD
Size
17.75 x 26.17 cm
Pages
380
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch

Table of contents

  1. Landschaftliche Schilderungen aus Niederösterreich 3
    1. Der Wienerwald 3
    2. Das Voralpenland 25
    3. Das Waldviertel 47
    4. Das obere Donaugebiet 64
    5. Das Wiener Becken 73
    6. Das Marchfeld 90
    7. Die Donau-Auen von Wien bis zur ungarischen Grenze 97
  2. Zur Vorgeschichte Niederösterreichs 123
    1. Diluvial-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit 123
    2. Römerzeit 135
  3. Zur Geschichte Niederösterreichs 145
  4. Zur Volkskunde Niederösterreichs 183
    1. Charakteristik und Physische Beschaffenheit der Bevölkerung 183
    2. Das Jahr 189
    3. Geburt, Hochzeit und Tod 219
    4. Volkstracht 244
    5. Mythen, Sagen, Märchen und Legenden 247
    6. Volksmusik, Dialect und Dialectpoesie 251
  5. Die Architektur in Niederösterreich 263
    1. Römische Baudenkmale 263
    2. Ältere kirchliche Baudenkmale 264
    3. Renaissance und Barockzeit 275
    4. Das XIX. Jahrhundert 281
  6. Burgen und Wohnstätten in Niederösterreich 287
  7. Malerei und Plastik in Niederösterreich 305
  8. Volkswirtschaftliches Leben in Niederösterreich 317
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