Page - 282 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Wien und Niederösterreich, 2. Abteilung: Niederösterreich, Volume 4

282 Ingenieurs Donatns Felix von Allio der nordwestlich an den Chor anstoßende Qnertract hinzugefügt wurde, ist gegenwärtig ein umfassender Ausbau der Kirche im Werk, Den Plau dazu lieferte der baukundige Stiftskämmerer P, Colomau Krieger, unter dessen Leitung der Architekt Josef Schömer als Bauführer uud für die figürlichen Seulptur- arbeiten der Bildhauer Franz Erler als künstlerische Hilfskraft fuugireu. Nachdem zunächst der schöne Kreuzgang und die Freisingerkapelle, ersterer zum Theil unter Mitwirkung des Wiener Dombaumeisters Friedrich Schmidt, wiederhergestellt waren, ist man seit 1882 an die Restanrirnng des Äußern der Kirche herangeschritten. Dieselbe soll durch den Ausbau der beideu Thürme, denen zwei schlanke, fialennmkränzte Spitzhelme zugedacht sind, etwa in fünf Jahren ihren Abschluß finden. — Auch in Heiligenkreuz wird seit einigen Jahren unter der Leitung des Architekten Avanzo an einer Wiederherstellung der baufällig gewordenen und dnrch barocke Einbauten entstellten Stiftskirche gearbeitet. Der Orgelchor und die Kauzel wurden bereits in vollendeter Steintechnik neu ausgeführt. Andere Stücke werden folgen. — Der hier zu neuer Geltung gelangte mittelalterliche Stil beherrscht auch die wenigen kirchlichen Neubauten, welche im Laufe des Jahrhunderts in Nieder- österreich entstanden sind. Es sind meist Werke von kleinen Dimensionen, aber von gediegener Ausführung und ansprechender, stilreiner Gestalt. Wir nennen die von dem Architekten Richard Jordan erbaute gothische Kirche iu Hütteldorf, die Kirche der Gemeinde An von Ludwig Wächtler, die von demselben Architekten herrührenden Gruftkapellen zu Ebreichsdorf und Gars am Kamp, denen noch manches andere zierliche Werk ähnlicher Art angereiht werden könnte. Dominirend, wenn auch nicht mit gleicher Ausschließlichkeit erscheint der mittel- alterliche Stil auch in den im Laufe des Jahrhunderts entstandenen oder wiederhergestellten größeren Schloßbauten, welchen ja im Zeitalter der Renaissance ebenfalls noch lange der bnrgenartige Charakter anhaften blieb. Erst neuerdings ist ein Umschwung zu Gunsten des modernen Stiles bemerkbar. Von hohem Interesse als Werk des Wiener Altmeisters hellenischer Architektur, Theophil Hansen, ist der in den Formen reichster Spätgothik durchgeführte prachtvolle Neubau des Schlosses He rüst ein, Eigenthum Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Leopold. Der malerische Schmuck der Gemächer des Schlosses rührt von Nahl und seinen Schülern Bitterlich, Eisenmenger, Griepenkerl und Hofmann her; die kostbare Ausstattung an Bronze- und Holzarbeiten, Mobilien und Geräthen lieferten die ersten Meister der Wiener Knnstiiidnstrie. Ein stattliches Werk des früheren Dom- baumeisters vou St. Stefan Leopold Ernst, fortgesetzt von dessen Sohn Hngo und dem Architekten L. Wächtler, ist der gleichfalls im gothischen Stil ausgeführte Neubau des gräflich Brenner'schen Schlosses Grasenegg unweit von Krems. Luftige Galerien, Balkons uud abgetreppte Giebel beleben die Massen des ausgedehnten Gebäudes, welchem der