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Kreuzenstein - Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
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Eine vergleichbare Stellung besaß Burg Karlstein / Karlstejn bei Prag, die unter Kaiser Karl IV. im 14. Jahrhundert als Aufbe­ wahrungsort der Reichskleinodien errichtet und ausgestaltet worden war. 〚 19 〛 Friedrich von Schmidt arbeitete im Jahr 1870 erste Vorschläge zur Restaurierung aus ; die Arbeiten, seit 1887 un­ ter der Leitung seines Schülers Josef Mocker ( 1835 – 1899 ), ver­ suchten » nach dem Gesichtspunkt einer historischen Rekonst­ ruktion « vorzugehen, » die dennoch das seit Jahrhunderten vor­ gegebene Gesamtbild auch der Nachwelt überliefert «.146 Das pittoreske Erscheinungsbild folgte hier wie in Vajda Hunyad der gängigen Vorstellung einer mit zahlreichen Türmen geschmück­ ten Anlage, entsprach aber nur bedingt dem historischen Befund. Bei den beiden wichtigsten Wiederaufbauprojekten Tirols stand dagegen das Herrscherhaus Pate : Schloss Runkelstein bei Bozen war 1880 von Erzherzog Johann Salvator erworben und Kaiser Franz Joseph zum Geschenk gemacht worden.147 Dieser ließ die Ruine zwischen 1883 und 1888 auf der Basis detaillier­ ter Bauaufnahmen Friedrich von Schmidts wiederaufbauen, die Kosten wurden aus der Privatschatulle des Kaisers beglichen. 〚 18 〛 1893 machte Franz Joseph die Burg der Stadt Bozen zum Geschenk. Auch Schloss Tirol bei Meran befand sich im Besitz Kaiser Franz Josephs, als in den 1880er Jahren die ersten Siche­ rungsmaßnahmen an der Ruine begannen. Doch anders als etwa im Fall der Marienburg oder der Hohkönigsburg, deren Restau­ rierung und Wiederaufbau im persönlichen Interesse des deut­ schen Kaisers gelegen waren, war die Restaurierung von Schloss Tirol in weitaus stärkerem Maße von staatlichen Stellen gelenkt. Der Wiederaufbau von Schloss Tirol hatte politisch­ symbolische Bedeutung : Als Stammsitz der Grafen von Tirol war das Schloss zugleich die vielzitierte » Wiege « des Landes und Denkmal sei­ ner bis ins Mittelalter zurückreichenden Verbundenheit mit der Herrscherdynastie.148 Für Hans Graf Wilczek, der neben dem Burgenforscher Otto Piper als Experte jener Kommission ange­ hörte, die in der zweiten Restaurierungsphase von 1898 bis 1914 die Arbeiten plante und überwachte, lag der Wiederherstellung von Schloss Tirol damit ausdrücklich ein » patriotischer Gedanke « zugrunde.149 Ein für die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg charakteristi­ sches Wiederaufbauprojekt war schließlich die von dem Wiener Architekten Eduard Reithmayer ( 1844 – 1931 ) geplante Rekonst­ ruktion der Ruine Aggstein in der Wachau in ihrem Zustand von 1429.150 Die Basis dafür sollten detaillierte, in jahrelanger Arbeit erstellte Bauaufnahmen und eine ausführliche Baubeschreibung bilden ; » architektonische und malerische Effekte « versuchte der Architekt nach eigener Auskunft zu vermeiden,151 bediente sich 54 Mittelalterbilder
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Kreuzenstein Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Kreuzenstein
Subtitle
Die mittelalterliche Burg als Konstruktion der Moderne
Author
Andreas Nierhaus
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79557-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
258

Table of contents

  1. Zerlegung einer Zeitmaschine 9
  2. 1 Mittelalterbilder 21
    1. Ritter – Burg 24
    2. Modernisierungen 41
    3. Die Burg im Garten 43
    4. Die Burg als Monument 48
    5. Die Burg als Zeitvertreib 56
    6. Die Burg am Ende 62
  3. 2 Eine moderne Burg 65
    1. Der Sammler 67
    2. Bauherr und Bauhütte 78
    3. Wiederaufbau 86
    4. Außenansichten 111
    5. Interieurs 129
    6. Der imaginäre Bewohner 166
    7. Frühe Besucher 171
  4. 3 Herrschaft der Dinge 173
    1. Fragmentierung und Rekonstruktion 175
    2. Objet ancien und Objet trouvé 177
    3. Alter und Authentizität 180
    4. Zerstreuung und Sammlung 183
    5. Moderne Spolien 187
  5. 4 Mediale Korrespondenzen 195
    1. Fotografie 197
    2. Heterotopie, Themenpark 201
    3. Tableau vivant, Panorama, Historienbild 205
    4. Film 211
    5. Zusammenfassung 220
    6. Anmerkungen 224
    7. Literatur 238
    8. Abbildungsnachweis 248
    9. Register 249
    10. Dank 256
    11. Inhalt
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