Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Das Spinnennetz
Page - 55 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 55 - in Das Spinnennetz

Image of the Page - 55 -

Image of the Page - 55 - in Das Spinnennetz

Text of the Page - 55 -

anfing und seine Worte nicht mehr wägte und über Trebitsch klagte und über die Undankbarkeit überhaupt. Was machte ein Mann von den Fähigkeiten Lohses bei der Reichswehr? Was machte so ein Mann bei der Reichswehr? Es kam, ein erquickendes Echo, von Benjamin Lenz zurück. Wer hatte ihn beiseite geschoben? Es kam darauf an, es zu erfahren. Man mußte seinen Gegner kennen. Oh, wie wußte Lenz Bescheid. Man sollte sich mit Benjamin Lenz gut verhalten. Wieviel wußte er von Theodor allein? Alles. Ahnte er auch die Angelegenheit Klitsche? Er kannte sie. Er sagte: »Sie können nicht umsonst Blut vergossen haben, Herr Leutnant Lohse. Andere können über Leichen gehen, der Idee wegen oder weil sie Mörder sind von Geburt. Sie aber, Herr Lohse, glauben längst nicht mehr an die Idee und sind kein geborner Mörder. Sie sind auch kein Politiker. Sie wurden von Ihrem Beruf überfallen. Sie haben ihn sich nicht gewählt. Sie waren unzufrieden mit Ihrem Leben, Ihren Einnahmen, Ihrer sozialen Stellung. Sie hätten versuchen sollen, im Rahmen Ihrer Persönlichkeit mehr zu erlangen, niemals aber ein Leben, das Ihrer Begabung, Ihrer Konstitution zuwiderläuft.« Nein, Theodor konnte es nicht, durfte es nicht. Klein und unbeachtet hätte er ohne Umwege auch bleiben können; wäre Hauslehrer bei Efrussi und zufrieden. An diesem wehmütigen Abend fiel ihm Frau Efrussi ein. Die sanfte Berührung ihres Oberarmes im Auto, ihr Lächeln. Zu ihr und ihresgleichen führte der Weg, an dessen Ende die Macht lag. Wie aufrichtig sprach Benjamin, der Spitzel. Es gibt Abende, dachte Theodor, an denen die Menschen gut werden müssen, entzaubert werden. Da fiel ihm auch schon Günther ein, Günther, der seine Braut geliebt hatte; dieses Angesicht sah er, das violett unter den Augen schimmernde, und den enthüllten Oberkiefer unter krampfhaft emporgezogenen Lippen. Wie pfiffen Züge sehnsüchtig durch die Nacht, der Friede kam vom blauen Himmel. An Theodors Seite geht Benjamin Lenz, und das ist vielleicht sein Freund. Es ist dein Waffengefährte, Theodor. Seine Schlauheit ist nützlich. Zu zweit ist man erfolgreich. Und wer anderer könnte dein Bundesgenosse sein als Lenz? Benjamin Lenz versteht Theodor Lohse. Sie gingen den langen Weg zurück; zwischen ihnen war die gute, 55
back to the  book Das Spinnennetz"
Das Spinnennetz
Title
Das Spinnennetz
Author
Joseph Roth
Date
1923
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
93
Keywords
Roman, Geschichte
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Kapitel 1 5
  2. Kapitel 2 10
  3. Kapitel 3 14
  4. Kapitel 4 17
  5. Kapitel 5 21
  6. Kapitel 6 24
  7. Kapitel 7 30
  8. Kapitel 8 32
  9. Kapitel 9 36
  10. Kapitel 10 39
  11. Kapitel 11 42
  12. Kapitel 12 44
  13. Kapitel 13 47
  14. Kapitel 14 50
  15. Kapitel 15 52
  16. Kapitel 16 54
  17. Kapitel 17 57
  18. Kapitel 18 59
  19. Kapitel 19 61
  20. Kapitel 20 64
  21. Kapitel 21 67
  22. Kapitel 22 69
  23. Kapitel 23 73
  24. Kapitel 24 76
  25. Kapitel 25 79
  26. Kapitel 26 81
  27. Kapitel 27 83
  28. Kapitel 28 86
  29. Kapitel 29 89
  30. Kapitel 30 92
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das Spinnennetz