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Temperatur 3
wird, so ist der Schluß gestattet, daß diese Regelma¨ßigkeiten auf einer
besonders einfachen Konstitution dieser Substanzen beruhen, und daß es
daher rationell ist, die von ihnen angegebene gemeinschaftliche Temperatur
als Temperatur schlechthin zu definieren. Es mu¨ssen also die Angaben aller
anderen Thermometer auf das Gasthermometer reduziert werden.
§ 5. Bei Genauigkeitsanforderungen, fu¨r welche die U¨bereinstimmung
in den Angaben der verschiedenen Gasthermometer nicht genu¨gt, bleibt
die Willku¨r in der Definition der Temperatur bestehen, da kein Grund
vorliegt, ein bestimmtes Gas vor den anderen zu bevorzugen. Eine von
den Eigenschaften einzelner Ko¨rper vollkommen unabha¨ngige Definition der
Temperatur, gu¨ltig fu¨r alle Wa¨rme- und Ka¨ltegrade, wird erst mo¨glich auf
Grund des zweiten Hauptsatzes der Wa¨rmetheorie (siehe unten §160ff.).
Bis dahin wird daher nur von solchen Temperaturen die Rede sein, welche
durch das Gasthermometer mit hinreichender Scha¨rfe definiert sind.
§ 6. Wir bescha¨ftigen uns im folgenden vorwiegend mit homogenen
isotropenKo¨rpernvonbeliebigerForm,die imInnerngleichma¨ßigeTemperatur
und Dichte besitzen und einem gleichma¨ßigen, u¨berall senkrecht auf ihre
Oberfla¨che wirkenden Druck unterworfen sind, folglich auch den na¨mlichen
Druck nach außen hin ausu¨ben. Von Oberfla¨chenerscheinungen sehen wir
dabei ab. Der Zustand eines solchen Ko¨rpers ist bestimmt durch seine
chemische Natur, seine MasseM, sein Volumen V und seine Temperatur t.
Alle anderen Eigenschaften des Zustandes sind also von den angegebenen
in bestimmter Weise abha¨ngig, vor allem der Druck, welcher gleichma¨ßig
im ganzen Innern herrscht und ebenso nach außen hin wirkt. Der Druck p
wird gemessen durch die Kraft, welche auf die Fla¨cheneinheit der Oberfla¨che
wirkt, also im C.G.S.-System durch Dynen pro Quadratzentimeter, wobei
ein Dyn die Kraft ist, welche der Masse eines Gramms in einer Sekunde
die Geschwindigkeit von einem Zentimeter in der Sekunde erteilt.
§ 7. In der Praxis mißt man gewo¨hnlich den Druck in Atmospha¨ren,
es soll daher hier der Wert einer Atmospha¨re im absoluten C.G.S.-System
berechnet werden. Der Druck einer Atmospha¨re ist die Kraft, welche eine
Quecksilbersa¨ule von 0◦C, 76 cm Ho¨he und 1 qcm Querschnitt durch ihr
Gewicht auf ihre Grundfla¨che ausu¨bt, wenn sie an einem Orte von der
geographischen Breite 45◦ aufgestellt ist. Der letzte Zusatz ist notwendig,
weil das durch die Erdanziehung bedingte Gewicht sich mit dem Orte
a¨ndert. Das Volumen der Quecksilbersa¨ule betra¨gt 76, ihre Masse, durch
Multiplikation des Volumens mit der Dichte des Quecksilbers bei 0◦,
76 ·13,596; daher ihr Gewicht, durch Multiplikation der Masse mit der
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253