Page - 30 - in Vorlesungen über Thermodynamik
Image of the Page - 30 -
Text of the Page - 30 -
Grundtatsachen und Definitionen 30
zweite Variable dabei verha¨lt. Nun ist allerdings bei festen Ko¨rpern
und Flu¨ssigkeiten die Wa¨rmekapazita¨t nahezu unabha¨ngig davon, ob die
Erwa¨rmung bei konstantem oder bei vera¨nderlichem a¨ußeren Druck vollzogen
wird, weshalb man dort bei der Definition der Wa¨rmekapazita¨t in der
Regel keine besondere Bedingung hinsichtlich des Druckes hinzufu¨gt. Bei
Gasen aber wird der Wert der Wa¨rmekapazita¨t ganz wesentlich davon
beeinflußt, unter welchen a¨ußeren Umsta¨nden die Erwa¨rmung erfolgt; daher
muß hier die Definition der Wa¨rmekapazita¨t vervollsta¨ndigt werden durch
die Angabe dieser a¨ußeren Umsta¨nde. Als Wa¨rmekapazita¨t eines Gases
schlechthin gilt die Wa¨rmekapazita¨t bei konstantem Atmospha¨rendruck,
welche der experimentellen Bestimmung am bequemsten zuga¨nglich ist.
§ 48. Die Reduktion der Wa¨rmekapazita¨ten verschiedener Stoffe auf
die Masseneinheit ist ganz willku¨rlich und aus dem Umstand entsprungen,
daß sich verschiedene Mengen eines Stoffes am bequemsten durch Wa¨gen
vergleichen lassen. Man ko¨nnte z.B. ebensogut die Wa¨rmekapazita¨ten auf
die Volumeneinheit beziehen. Am rationellsten ist aber die Vergleichung
solcher Gewichtsmengen verschiedener Stoffe, welche im Verha¨ltnis der
Molekulargewichte bez. Atomgewichte stehen, weil sich hier auf den ersten
Blick gewisse Regelma¨ßigkeiten ergeben. Die so zu vergleichenden Gro¨ßen
erha¨lt man durch Multiplikation der auf 1 g bezogenen Wa¨rmekapazita¨t
(der spezifischen Wa¨rme) mit dem Molekulargewicht bez. Atomgewicht, und
bezeichnet dann dies Produkt kurz als Molekularwa¨rme bez. Atomwa¨rme.
§ 49. Die Atomwa¨rmen der chemischen Elemente im festen Zustand
erweisen sich als nahezu konstant = 6,3 (Dulong und Petit) und zwar
besonders fu¨r Elemente mit hohem Atomgewicht. Strenge Gu¨ltigkeit kann
dies Gesetz schon deshalb nicht beanspruchen, weil die Wa¨rmekapazita¨t
sowohl von der molekularen Konstitution des Elementes (z.B. fu¨r Kohle) als
auch von der Temperatur abha¨ngt, und zwar letzteres bezeichnenderweise in
besonders hohem Grade bei denjenigen Stoffen (Kohle, Bor, Silicium), welche
die gro¨ßten Abweichungen von dem Dulong-Petitschen Gesetze zeigen.
Daraus ist zu schließen, daß diesem Gesetz ein allgemeines Naturgesetz
zugrunde liegt, dessen Ableitung aber u¨ber das Gebiet der allgemeinen
Thermodynamik hinausfu¨hren wu¨rde.
§ 50. Wie die Atomwa¨rmen der Elemente, so zeigen auch die
Molekularwa¨rmen der Verbindungen, besonders solche, die eine a¨hnliche
chemische Konstitution aufweisen, gewisse Regelma¨ßigkeiten. Nach dem
Gesetz von F. Neumann, welches spa¨ter von Regnault und namentlich
von Kopp besta¨tigt wurde, ist die Molekularwa¨rme einer festen Verbindung
einfach gleich der Summe der Atomwa¨rmen der in ihr enthaltenen Elemente,
indem jedes Element in jeder Verbindung die ihm eigentu¨mliche Atomwa¨rme
back to the
book Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253