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Grundtatsachen und Definitionen 32
nach jener Theorie die im Ko¨rper enthaltene Wa¨rme durch einen solchen
Vorgang ganz ungea¨ndert, und da doch tatsa¨chlich eine ho¨here Temperatur
entsteht, so war nur die Annahme u¨brig, daß die Wa¨rmekapazita¨t eines
Ko¨rpers sich durch Kompression oder Reibung derartig verkleinert, daß
die na¨mliche Wa¨rme in ihm eine bedeutend ho¨here Temperatur hervorruft,
a¨hnlich wie ein angefeuchteter Schwamm durch Kompression noch feuchter
erscheint, obwohl die Menge der aufgesogenen Flu¨ssigkeit dieselbe geblieben
ist. Doch schon Rumford und Davy bewiesen durch direkte Versuche,
daß geriebene Ko¨rper, in denen man doch durch geho¨rigen Aufwand von
Arbeit beliebig viel Wa¨rme erzeugen kann, bei nachtra¨glicher Untersuchung
nicht die geringste A¨nderung ihrer Wa¨rmekapazita¨t zeigen. Auch hat zuerst
Regnault durch genaue Messungen festgestellt, daß die Wa¨rmekapazita¨t
von Gasen gar nicht oder nur sehr wenig vom Volumen abha¨ngt, sich
also auch durch Kompression nicht so stark verkleinern kann, wie es fu¨r
die Erkla¨rung der Kompressionswa¨rme nach der Carnotschen Theorie
notwendig wa¨re. Endlich haben W. Thomson und Joule durch sorgfa¨ltige
Versuche gezeigt, daß ein Gas, wenn es sich ohne U¨berwindung eines
a¨ußeren Druckes ausdehnt, keine oder eine sehr kleine Temperatura¨nderung
erfa¨hrt (§70), weshalb die gewo¨hnlich bei der Ausdehnung eines Gases
beobachtete Abku¨hlung nicht der Volumenvergro¨ßerung des Gases an sich,
sondern der dabei geleisteten mechanischen Arbeit zuzuschreiben ist. Jedes
dieser Resultate fu¨r sich allein genommen genu¨gt, um den Satz von der
Unzersto¨rbarkeit der Wa¨rme zu widerlegen und so die Haltlosigkeit jener
a¨lteren Wa¨rmetheorie darzutun.
§ 53. Wa¨hrend im allgemeinen die Wa¨rmekapazita¨t sich stetig mit der
Temperatur a¨ndert, gibt es fu¨r jede Substanz bei bestimmtem a¨ußeren Druck
gewisse singula¨re Temperaturpunkte, fu¨r welche mit anderen Eigenschaften
auch die Wa¨rmekapazita¨t unstetig wird. In diesen Punkten kommt eine
von außen zugefu¨hrte Wa¨rmemenge nicht mehr dem ganzen Ko¨rper zugute,
sondern nur einem Teil desselben, und dient außerdem nicht zur Erho¨hung
der Temperatur, sondern zur Vera¨nderung des Aggregatzustandes, und zwar
zum Schmelzen, Verdampfen oder Sublimieren, je nachdem die Substanz
aus dem festen in den flu¨ssigen, oder aus dem flu¨ssigen in den gasfo¨rmigen,
oder aus dem festen in den gasfo¨rmigen Zustand u¨bergeht. Erst wenn der
ganze Ko¨rper bei der na¨mlichen Temperatur im neuen Aggregatzustand
homogen geworden ist, steigt bei weiterer Wa¨rmezufuhr die Temperatur,
und es wird wieder eine Wa¨rmekapazita¨t definierbar. Die Wa¨rmemenge,
welche no¨tig ist, um 1 g einer Substanz aus einem Aggregatzustand in einen
andern zu bringen, heißt latente Wa¨rme, speziell Schmelz-, Verdampfungs-
oder Sublimationswa¨rme. Bei der Ru¨ckkehr in den fru¨heren Aggregatzustand
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253