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Allgemeine Formulierung 35
§ 56. Unter der Energie eines Ko¨rpers oder Ko¨rpersystems versteht
man eine Gro¨ße, welche von dem augenblicklichen physikalischen Zustand
abha¨ngt, in dem sich das System befindet. Um die Energie eines Systems in
einem gegebenen Zustand durch einen bestimmten Zahlenwert ausdru¨cken
zu ko¨nnen, ist aber noch die Fixierung eines gewissen
”
Normalzustandes“
(z.B. 0◦C, Atmospha¨rendruck) desselben Systems notwendig, welche von
vornherein ganz nach Willku¨r erfolgen kann. Dann ist die Energie des
Systems in dem gegebenen Zustand, bezogen auf den nach Willku¨r fixierten
Normalzustand, gleich der
”
Summe der mechanischen A¨quivalente aller
Wirkungen, die außerhalb des Systems hervorgebracht werden, wenn dasselbe
auf irgendeine Weise aus dem gegebenen Zustand in den Normalzustand
u¨bergeht“. Man bezeichnet daher die Energie auch kurz als die dem
System innewohnende Fa¨higkeit, a¨ußere Wirkungen hervorzubringen. Ob
der Wert der Energie je nach der Art des U¨berganges in den Normalzustand
verschieden ausfa¨llt, daru¨ber entha¨lt diese Definition keinerlei Aussage.
Dagegen ist zu ihrer Vervollsta¨ndigung noch die Angabe dessen notwendig,
was man unter dem mechanischen A¨quivalent einer a¨ußeren Wirkung zu
verstehen hat.
§ 57. Wenn die a¨ußere Wirkung mechanischer Natur ist, wenn sie
z.B. in der Hebung eines das betrachtete Ko¨rpersystem belastenden
Gewichts oder in der U¨berwindung des Atmospha¨rendrucks oder in der
Erzeugung lebendiger Kraft besteht, so ist das mechanische A¨quivalent der
hervorgebrachten a¨ußeren Wirkung einfach gleich der mechanischen Arbeit,
welche die von dem System ausgeu¨bte Kraft an dem a¨ußeren Ko¨rper
(Gewicht,Atmospha¨re,Geschoß) leistet, positiv,wenndieVerschiebung inder
Richtung der vom System ausgeu¨bten Kraft erfolgt, also wenn das Gewicht
gehoben, die Atmospha¨re zuru¨ckgedra¨ngt, das Geschoß fortgeschleudert
wird; im entgegengesetzten Falle negativ.
Wenn aber die a¨ußere Wirkung thermischer Natur ist, wenn sie also etwa
in einer Erwa¨rmung der umgebenden Ko¨rper (Atmospha¨re, kalorimetrische
Flu¨ssigkeit) besteht, so setzt man das mechanische A¨quivalent dieser a¨ußeren
Wirkung gleich der Anzahl Kalorien, welche in den umgebenden Ko¨rpern
die na¨mliche Erwa¨rmung bewirkt, multipliziert noch mit einer absoluten,
nur von den Maßeinheiten der Wa¨rmemenge und der mechanischen Arbeit
abha¨ngigen Konstanten, dem sogenannten mechanischen Wa¨rmea¨quivalent.
Dieser Satz erscheint hier nur als Definition, er gewinnt aber einen
tatsa¨chlichen, an der Erfahrung zu pru¨fenden Inhalt durch das Prinzip der
Erhaltung der Energie.
§ 58. Das Prinzip der Erhaltung der Energie besagt, und
zwar allgemein und ausschließlich, daß die Energie eines Ko¨rpersystems in
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253