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Der erste Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 36
einem gegebenen Zustand, bezogen auf einen bestimmten Normalzustand,
einen ganz bestimmten Wert hat; oder mit anderen Worten, wenn wir
den Wortlaut der Definition der Energie §56 hier substituieren, daß
die Summe der mechanischen A¨quivalente aller Wirkungen,
die außerhalb des Systems hervorgebracht werden, wenn
dasselbe auf irgendeine Weise aus dem gegebenen Zustand
in den Normalzustand u¨bergeht, unabha¨ngig ist von der
Art des U¨berganges. Das System verursacht also beim U¨bergang in
den Normalzustand eine ganz bestimmte Summe mechanisch gemessener
Wirkungen, und diese Summe — auch der
”
Arbeitswert“ der a¨ußeren
Wirkungen genannt — stellt eben die Energie des Systems dar.
§ 59. Die Gu¨ltigkeit des Energieprinzips in der Natur la¨ßt sich also an
der Erfahrung dadurch pru¨fen, daß man ein System aus einem bestimmten
Zustand auf verschiedene Weisen in einen zweiten, hier als Normalzustand
zu bezeichnenden, Zustand bringt und nun untersucht, ob die dabei
jedesmal auftretenden mechanischen A¨quivalente der a¨ußeren Wirkungen,
berechnet auf Grund der Festsetzungen des §57, in allen Fa¨llen die gleiche
Summe ergeben. Dabei ist besonders darauf zu achten, daß das System in
allen verglichenen Fa¨llen auch wirklich von dem na¨mlichen Anfangszustand
ausgeht und in den na¨mlichen Endzustand u¨bergefu¨hrt wird, und daß von
den a¨ußeren Wirkungen keine u¨bersehen und keine doppelt in Anschlag
gebracht wird.
§ 60. Als erste Anwendung besprechen wir die beru¨hmten Versuche
von Joule. Derselbe verglich die a¨ußeren Wirkungen, die entstehen, wenn
gewisse Gewichte beim Herabsinken um eine gewisse Ho¨he einmal nur
mechanische Arbeit hervorbringen (z.B. Hebung einer Last), ein anderes Mal
mittels geeigneter Vorrichtungen durch Reibung Wa¨rme erzeugen. Hierbei
kann man die Anfangs- und die Endruhelage der Gewichte als ersten und
zweiten Zustand des Systems, die erzeugte Arbeit und die erzeugte Wa¨rme
als a¨ußere Wirkungen betrachten. Im ersten Falle, wo durch das Herabsinken
der Gewichte nur mechanische Arbeit erzeugt wird, ist die Berechnung des
mechanischen A¨quivalents der a¨ußeren Wirkungen einfach und erfordert
keinen besonderen Versuch: dasselbe ist nach den Gesetzen der Mechanik
immer gleich dem Produkt der Schwere der Gewichte und der durchfallenen
Ho¨he, ganz unabha¨ngig von der Beschaffenheit des Apparates, den man zur
Erzeugung der mechanischen Arbeit benutzt (Hebel, Rolle, Flaschenzug),
und von der Schwere der gehobenen Last. Diese Unabha¨ngigkeit bildet
schon eine Forderung des Prinzips der Erhaltung der Energie (§58). Im
zweiten Falle ist eine genaue Messung der Temperaturerho¨hung erforderlich,
welche die geriebenen umgebenden Ko¨rper (Wasser, Quecksilber) erleiden,
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253