Page - 43 - in Vorlesungen über Thermodynamik
Image of the Page - 43 -
Text of the Page - 43 -
Anwendungen auf homogene Systeme 43
Hieraus la¨ßt sich nun ein Schluß auf die innere Energie idealer Gase
ziehen. Wenn nach Eintritt des stationa¨ren Zustandes eine gewisse zu beiden
Seiten und innerhalb des Pfropfens befindliche Masse des Gases sich so weit
vorwa¨rtsbewegthat,daßvordemPfropfendasGasvolumenV1 verschwunden,
hinter dem Pfropfen das Gasvolumen V2 hinzugekommen ist, so hat das aus
der betrachteten Gasmasse und dem Pfropfen bestehende System gewisse
Einwirkungen von außen erfahren, deren mechanisches A¨quivalent Q+A
aus den in der Umgebung eingetretenen A¨nderungen zu berechnen ist. Nun
findet in der a¨ußeren Umgebung keine Temperatura¨nderung statt; denn
das Holz der Ro¨hre leitet die Wa¨rme so gut wie gar nicht von oder nach
außen; daher ist Q= 0. Die Arbeit ferner, welche auf das Hindurchpressen
unter dem konstanten Druck p1 verwendet worden ist, und welche, wie
leicht einzusehen, durch das Produkt p1V1 dargestellt wird, ist fu¨r ein
ideales Gas nach dem Boyleschen Gesetz gerade gleich derjenigen Arbeit
p2V2, welche auf der anderen Seite beim Zuru¨ckschieben des kleineren
Druckes p2 durch das gro¨ßere Volumen V2 bei der na¨mlichen Temperatur
wieder gewonnen worden ist. Daher ist auch die Summe der von außen her
auf das ganze betrachtete System ausgeu¨bten Arbeiten: A= 0, und nach
Gleichung (17) besitzt das oben definierte, aus der betrachteten Gasmasse
und dem Pfropfen bestehende System am Schluß die na¨mliche Gesamtenergie
wie am Anfang, d.h. die Differenz der beiden Gesamtenergien ist gleich
Null. Nun verschwinden in dieser Differenz alle Glieder mit Ausnahme
derjenigen, welche sich auf die Gasvolumina V1 und V2 beziehen. Denn
auch der Pfropfen beha¨lt seinen Zustand unvera¨ndert bei, er und die
verwickelten Vorga¨nge in ihm kommen also in der Energiegleichung gar
nicht zur Geltung; von dieser bleibt somit nur u¨brig U1−U2 = 0, wenn
U1 und U2 die inneren Energien der Gasvolumina V1 und V2 bedeuten. Da
aber nach den mitgeteilten Messungen die Temperatur wesentlich konstant
geblieben ist, wa¨hrend das Volumen des Gases sich betra¨chtlich vera¨ndert
hat, so kann die innere Energie eines idealen Gases nur von der Temperatur
abha¨ngen und nicht vom Volumen, d.h.
(19) (
∂U
∂V )
T = 0.
Fu¨r nicht vollsta¨ndig ideale Gase, wie es Wasserstoff, Luft usw. tatsa¨chlich
sind, ergibt die gemessene Temperatura¨nderung einen Aufschluß u¨ber die
Abha¨ngigkeit der inneren Energie vom Volumen. Doch geho¨rt hierzu auch
noch die Beru¨cksichtigung des Umstandes, daß bei solchen Gasen die a¨ußere
Arbeit
A=p1V1−p2V2
back to the
book Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253