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Der zweite Hauptsatz der Wa¨rmetheorie 74
Apparate am Schluß sich wieder genau in demselben Zustand befinden wie
am Anfang, als man sie in Benutzung nahm.
Dieser Satz ist nicht a priori beweisbar, er stellt auch keine Definition
vor, sondern er entha¨lt eine bestimmte, in jedem Einzelfall genau zu
pra¨zisierende Behauptung, welche durch Tatsachen gepru¨ft werden kann
dadurch, daß man wirklich Versuche in der bezeichneten Richtung anstellt:
er ist also entweder richtig oder falsch.
§ 110. Ein anderer derartiger, hiermit in engem Zusammenhang
stehender Satz ist der folgende: Es ist auf keinerlei Weise mo¨glich, einen
Vorgang, bei welchem sich ein Gas ohne a¨ußere Arbeitsleistung und ohne
a¨ußere Wa¨rmezufuhr, also mit konstanter Gesamtenergie ausdehnt (wie § 68
beschrieben), vollsta¨ndig ru¨ckga¨ngig zu machen — das Wort
”
vollsta¨ndig“
immer in demselben Sinne genommen wie oben. Wollte man den Versuch
dazu machen, so ko¨nnte man z.B. das Gas, nachdem es seinen neuen
Gleichgewichtszustand angenommen hat, zuna¨chst auf sein altes Volumen
komprimieren, etwa durch Herabsinkenlassen eines Gewichts. Dann wird
a¨ußere Arbeit aufgewendet und zugleich das Gas entsprechend erwa¨rmt.
Damit ist an und fu¨r sich noch nichts bewiesen, es kommt vielmehr jetzt
darauf an, das Gas ganz in seinen ehemaligen Zustand zu bringen und das
benutzte Gewicht wieder heraufzuschaffen. Leitet man nun, um das Gas
auch auf seine alte Temperatur zuru¨ckzubringen, die Kompressionswa¨rme
bei konstant gehaltenem Volumen ab, etwa in ein ku¨hleres Wa¨rmereservoir,
so mu¨ßte, damit der Prozeß vollsta¨ndig ru¨ckga¨ngig wird, dem Reservoir
die empfangene Wa¨rme wieder entzogen und ferner das Gewicht auf seine
urspru¨ngliche Ho¨he gebracht werden, ohne daß anderweitige Vera¨nderungen
zuru¨ckbleiben. Das ist aber genau dieselbe Aufgabe, deren Unausfu¨hrbarkeit
im vorigen Paragraphen behauptet wurde.
§ 111. Ein dritter hierhergeho¨riger Satz betrifft die Wa¨rmeleitung.
Gesetzt, ein Ko¨rper nehme durch Leitung eine gewisse Wa¨rmemenge von
einem anderen, ho¨her temperierten, auf, und es handle sich darum, diesen
Prozeß vollsta¨ndig ru¨ckga¨ngig zu machen, d.h. die Wa¨rme zuru¨ckzuschaffen,
ohne daß anderweitige Vera¨nderungen in der Natur u¨brig bleiben. Bei der
Beschreibung des Carnotschen umkehrbaren Kreisprozesses (§91) ist schon
darauf hingewiesen worden, daß man durch Ausfu¨hrung des umgekehrt
gerichteten Kreisprozesses es stets in der Hand hat, einem Wa¨rmebeha¨lter
Wa¨rme zu entziehen und dieselbe auf einen wa¨rmeren Beha¨lter zu u¨bertragen,
ohne daß irgendwelche andere Vera¨nderungen zuru¨ckbleiben, als daß eine
gewisse Arbeit verbraucht ist und die ihr a¨quivalente Wa¨rme sich in einem
der beiden Reservoire vorfindet. Die Aufgabe, den Prozeß der Wa¨rmeleitung
vollsta¨ndig ru¨ckga¨ngig zu machen, wa¨re also gelo¨st, wenn man auch noch
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253