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Beweis 79
Spitze:
”
Es ist unmo¨glich, eine periodisch funktionierende Maschine zu
konstruieren, die weiter nichts bewirkt als Hebung einer Last und Abku¨hlung
eines Wa¨rmereservoirs.“1 Eine solche Maschine ko¨nnte zu gleicher Zeit als
Motor und als Ka¨ltemaschine benutzt werden, ohne jeden anderweitigen
dauernden Aufwand an Energie und Materialien, sie wa¨re also jedenfalls
die vorteilhafteste von der Welt. Zwar ka¨me sie dem perpetuum mobile
nicht gleich; denn sie erzeugt Arbeit keineswegs aus nichts, sondern aus
der Wa¨rme, die sie dem Reservoir entzieht. Deshalb steht sie auch nicht,
wie das perpetuum mobile, im Widerspruch mit dem Energieprinzip.
Aber sie besa¨ße doch den fu¨r die Menschheit wesentlichsten Vorzug des
perpetuum mobile: Arbeit kostenlos zu liefern. Denn die etwa in dem
Erdboden, in der Atmospha¨re, im Ozean enthaltene Wa¨rme bietet sich
ebenso, wie der Sauerstoff der Luft, immer in unerscho¨pflicher Menge einem
jeden zur unmittelbaren Benutzung dar. Dieser Umstand ist der Grund,
weshalb wir mit dem genannten Satz beginnen. Denn da wir aus ihm den
zweiten Hauptsatz der Wa¨rmetheorie deduzieren werden, so sichern wir uns
damit zugleich die Aussicht, bei jeder etwa entdeckten Abweichung einer
Naturerscheinung von dem zweiten Hauptsatz sogleich eine praktisch ho¨chst
bedeutungsvolle Nutzanwendung aus ihr ziehen zu ko¨nnen. Sobald na¨mlich
irgendein Pha¨nomen aufgefunden werden sollte, was einer einzelnen aus
dem zweiten Hauptsatz gezogenen Folgerung widerspricht, so mu¨ßte der
Widerspruch in einer Unrichtigkeit der gemachten allerersten Voraussetzung
liegen, und man ko¨nnte, an der Hand der Beweisfu¨hrung Schritt fu¨r Schritt
zuru¨ckgehend, das Pha¨nomen zur Kombination der genannten Maschine
benutzen. Wir wollen dieselbe im folgenden zur Abku¨rzung nach einem
Vorschlag von Ostwald ein perpetuum mobile zweiter Art nennen, da sie
zu dem zweiten Hauptsatz in derselben Beziehung steht, wie das perpetuum
mobile erster Art zum ersten Hauptsatz. Bei allen Einwa¨nden gegen den
zweiten Hauptsatz ist also daran festzuhalten, daß sie sich in letzter Linie,
falls in der Beweisfu¨hrung kein Fehler gefunden wird, immer gegen die
Unmo¨glichkeit des perpetuum mobile zweiter Art richten (vgl. §136).2
1Auf die Temperatur des Reservoirs kommt es hierbei nicht an. Wenn eine solche
Maschine mit einem Wa¨rmereservoir von 1000◦C mo¨glich ist, so ist eine solche auch
mit einem Reservoir von 0◦C mo¨glich. Man braucht sich, um dies einzusehen, nur
eines passend ersonnenen Carnotschen Kreisprozesses zu bedienen. (§91.)
2Der hier fu¨r den Beweis des zweiten Hauptsatzes gewa¨hlte Ausgangspunkt deckt
sich vollsta¨ndig mit dem, welchen Clausius, oder welchen W. Thomson, oder welchen
Maxwell fu¨r denselben Zweck benutzt hat. Denn der Grundsatz, den jeder dieser
drei Forscher an die Spitze seiner Deduktionen gestellt hat, spricht immer, nur in
verschiedener Form, die Unmo¨glichkeit der Realisierung des perpetuum mobile zweiter
Art aus. Der obigen Form habe ich lediglich wegen ihrer augenfa¨lligen Bedeutung fu¨r
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253