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System von beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen 179
§ 212. DieGleichung(153)sollnunaufeinigespezielleFa¨lleangewendet
werden, zuna¨chst auf solche des vollsta¨ndig heterogenen Gleichgewichts,
welche nach §206 charakterisiert werden durch die Beziehung:
β=α+1.
Die innere Beschaffenheit aller Phasen, einschließlich des Druckes, ist hier
durch die Temperatur allein bestimmt; daher bringt z.B. eine isotherme
unendlich langsame Kompression des Systems nur in den Gesamtmassen der
Phasen, nicht aber in deren Zusammensetzung, und auch nicht im Druck,
eine A¨nderung hervor. Eine derartige A¨nderung nun, die also in diesem
speziellen Falle zu einem neuen Gleichgewichtszustand fu¨hrt, wollen wir als
virtuelle Zustandsa¨nderung δ wa¨hlen. Dann bleibt außer der Temperatur
und dem Druck auch die innere Beschaffenheit aller Phasen unvariiert, und
die Variationen der Funktionen ∂Φ′
∂M′1 , ∂Φ′
∂M′2 , .. . werden alle gleich Null, da
diese Gro¨ßen nur von der inneren Beschaffenheit der Phasen abha¨ngen.
Dadurch geht die Gleichung (153) u¨ber in:
(154) dp
dT = Q
T ·δV ,
d.h. die durch eine virtuelle Zustandsa¨nderung, bei der die innere
Beschaffenheit aller Phasen ungea¨ndert bleibt, bedingte Wa¨rmeto¨nung,
dividiert durch die entsprechende Volumena¨nderung des Systems und durch
die absolute Temperatur, ergibt die A¨nderung des Gleichgewichtsdrucks mit
der Temperatur. Ist Wa¨rmezufuhr von außen mit Volumenvergro¨ßerung des
Systemsverbunden,wiebeiderVerdampfung,sosteigtderGleichgewichtsdruck
mit der Temperatur, im entgegengesetzten Fall, wie beim Schmelzen des
Eises, sinkt er mit steigender Temperatur.
§ 213. Fu¨r einen einzigen unabha¨ngigen Bestandteil: α= 1, also β= 2,
fu¨hrt die letzte Gleichung unmittelbar zu den im vorigen Kapitel ausfu¨hrlich
behandelten Gesetzen der Verdampfungs-, Schmelz- und Sublimationswa¨rme.
Bildet z.B. die Flu¨ssigkeit die erste Phase, der Dampf die zweite, und
bezeichnet r die Verdampfungswa¨rme der Masseneinheit, so ist:
Q= rδM′′
δV = (v′′−v′)δM′′,
worin v′ und v′′ die spezifischen Volumina von Flu¨ssigkeit und Dampf,
δM′′ die bei einer virtuellen isotherm-isobaren Zustandsa¨nderung gebildete
Menge Dampf bedeutet. Mithin aus (154):
r=T dp
dT (v′′−v′)
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253