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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszusta¨nde 188
Destillation diesem bestimmten Mischungsverha¨ltnis immer mehr an, sei
es, daß man urspru¨nglich von gro¨ßerem oder von kleinerem Sa¨uregehalt c′
der Flu¨ssigkeit ausgeht. Da die Konzentrationen in beiden Phasen sich in
demselben Sinne a¨ndern, so zeigen dieselben stets beide u¨bereinstimmend
entweder gro¨ßeren oder kleineren Sa¨uregehalt als 80%. Im ersten Fall nimmt
bei fortschreitender Verdampfung der Sa¨uregehalt in beiden Phasen ab, im
zweiten zu. Folglich ist nach (172) und (173) im ersten Fall die Sa¨ure
der flu¨chtigere Bestandteil (c′′>c′), d. h. der Dampf sa¨urereicher als die
Flu¨ssigkeit. Im zweiten Fall (Sa¨uregehalt kleiner als 80%) ist das Wasser
der flu¨chtigere Bestandteil (c′>c′′), d. h. die Flu¨ssigkeit sa¨urereicher als
der Dampf; bei Steigerung der Temperatur werden dann beide Phasen
sa¨urereicher, bis wieder der Sa¨uregehalt 80% erreicht ist.
Die Gleichung dT
dc′= 0 wird auch erfu¨llt, wenn die Siedetemperatur in
bezug auf die Konzentration ein Minimum aufweist, wie z.B. bei einer
Mischung von Wasser und Propylalkohol. Dann ist nach Gleichung (172)
ebenfalls c′= c′′, d. h. das Gemisch siedet ebenfalls konstant. Aber dieses
Mischungsverha¨ltnis ist insofern labil, als bei der geringsten A¨nderung der
Konzentrationen, nach der einen oder nach der anderen Seite, die fortgesetzte
Destillation eine Steigerung des Konzentrationsunterschiedes der beiden
Phasen herbeifu¨hrt. Denn da mit der Destillation eine Temperaturerho¨hung
verbunden ist, so entfernt sich die Siedetemperatur von ihrem Minimalwert,
und dementsprechend die Konzentrationen von der Zusammensetzung des
konstant siedenden Gemisches.
§ 219a. Nimmt man dagegen die Verdampfung des betrachteten
Flu¨ssigkeitsgemisches bei konstanter Temperatur (dT= 0) vor, durch
allma¨hliche Vergro¨ßerung des Volumens, so a¨ndern sich mit abnehmendem
Druck (dp< 0) die Konzentrationen nach (170) und (171) in folgender
Weise:
dc′
c′ = v1 +c′′v2
c′′−c′ · dp
Tϕ′,
dc′′
c′′ = v1 +c′v2
c′′−c′ · dp
Tϕ′′.
Auch hier a¨ndern sich also die beiden Konzentrationen c′ und c′′
gleichzeitig in demselben Sinne, da außer ϕ′ und ϕ′′ auch v1 und v2,
die Volumena¨nderungen bei der Verdampfung der beiden Komponenten,
wesentlichpositiv sind.Wennwiederwienachunserer imvorigenParagraphen
eingefu¨hrten Festsetzung c′′>c′, so wird bei fortschreitender Verdampfung
und der damit verbundenen Druckabnahme sowohl die Flu¨ssigkeit als auch
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253