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System von beliebig vielen unabha¨ngigen Bestandteilen 195
daraus berechneten Wertes von ϕ die u¨brigen fu¨r die na¨mliche Lo¨sung
ableiten zu ko¨nnen.
Wir wollen nun noch einen weiteren Fall betrachten, in welchem die
na¨mlicheGro¨ßeϕwiederumeine charakteristischeBedeutungbesitzt, na¨mlich
den Gleichgewichtszustand, der eintritt, wenn neben der flu¨ssigen Lo¨sung
sich das reine Lo¨sungsmittel weder im dampffo¨rmigen, noch im festen,
sondern ebenfalls im flu¨ssigen Zustand befindet, aber nicht frei angrenzend,
weil sonst kein Gleichgewicht mo¨glich sein wu¨rde, sondern von der Lo¨sung
getrennt durch eine Wand, welche nur fu¨r das Lo¨sungsmittel, nicht aber fu¨r
den gelo¨sten Stoff durchla¨ssig ist. Derartige
”
semipermeable“ Wa¨nde sind
zwar fu¨r keine einzige Lo¨sung mit absoluter Vollkommenheit herzustellen,
ja sie sind sogar durch die spa¨ter zu entwickelnde Theorie (§259) prinzipiell
ausgeschlossen, da der gelo¨ste Stoff unter allen Umsta¨nden mit endlicher,
wenn auch in gewissen Fa¨llen a¨ußerst geringer Geschwindigkeit durch die
Substanz der Wand hindurchdiffundieren wird. Aber es kommt hier auch
nur allein darauf an, daß man, ohne ein Gesetz der Thermodynamik
zu verletzen, die Diffusionsgeschwindigkeit des gelo¨sten Stoffes durch die
Wand gegen diejenige des Lo¨sungsmittels beliebig klein annehmen darf,
und diese Annahme wird dadurch gerechtfertigt, daß sich in der Natur
die Eigenschaft der Semipermeabilita¨t fu¨r manche Substanzen in praktisch
u¨beraus großer Anna¨herung verwirklicht findet. Der Fehler, den man dadurch
begeht, daß man die Diffusionsgeschwindigkeit des gelo¨sten Stoffes durch die
Wand direkt gleich Null setzt, sinkt daher hier ebenso unter alle meßbaren
Grenzen herab, wie etwa der ganz a¨hnliche Fehler, der in der von uns oben
gemachten Voraussetzung liegt, daß ein Salz absolut nicht aus der Lo¨sung
verdampft oder ausfriert; denn auch diese Annahme ist streng genommen
unzula¨ssig (§259).
DieBedingung,daßzweiPhasen,dievoneinanderdurcheinesemipermeable
Wand getrennt sind, sich im Gleichgewicht befinden, ergibt sich leicht aus
der allgemeinen thermodynamischen Gleichgewichtsbedingung. Sie lautet,
ebenso wie in Gleichung (145):
(187) δΦ′−δΦ′′= 0,
gu¨ltig fu¨r jede virtuelle Zustandsa¨nderung, bei der die Temperatur und der
Druck in jeder Phase ungea¨ndert bleibt. Der einzige Unterschied gegen den
Fall freier Beru¨hrungsfla¨chen ist der, daß hier, bei der Anwesenheit einer
trennenden Wand zwischen beiden Phasen, der Druck in der zweiten Phase:
p′′ ein anderer sein kann als der in der ersten: p′, wobei unter
”
Druck“
schlechthin, wie immer, der gewo¨hnliche hydrostatische, manometrisch
wirksame Druck zu verstehen ist.
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253