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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszusta¨nde 214
der Quotient U
n0 ungea¨ndert, wenn sa¨mtliche Moleku¨lzahlen n0,n1,n2 . .. in
gleichem Verha¨ltnis vera¨ndert werden, d.h. dieser Quotient ist eine Funktion
der Verha¨ltnisse n1
n0 , n2
n0 , .. . Nun sind aber alle diese Verha¨ltnisse kleine
Zahlen, folglich ist die Funktion, die wir als differentiierbar voraussetzen,
eine linea¨re, und daher von der Form:
(208a) U
n0 =u0 +u1 n1
n0 +u2 n2
n0 + . .. ,
wobei die Gro¨ßen u0,u1,u2, .. . nicht von den Moleku¨lzahlen, sondern nur
von der Temperatur T, dem Druck p und der Beschaffenheit der in der
Lo¨sung vorhandenen Moleku¨larten abha¨ngen, und zwar u0 nur von der
Beschaffenheit des Lo¨sungsmittels (denn fu¨r n1 = 0 =n2 = . .. reduziert sich
die Energie aufn0u0), ferneru1 nur von der Beschaffenheit der ersten gelo¨sten
Moleku¨lart und der des Lo¨sungsmittels, u2 nur von der Beschaffenheit der
zweiten gelo¨sten Moleku¨lart und der des Lo¨sungsmittels usw. u0 entspricht
also den Wechselwirkungen der Moleku¨le des Lo¨sungsmittels aufeinander, u1
denjenigen zwischen dem Lo¨sungsmittel und den gelo¨sten Moleku¨len erster
Art, u2 denjenigen zwischen dem Lo¨sungsmittel und den gelo¨sten Moleku¨len
zweiter Art, usw. Hiermit ist zugleich ein Einwurf widerlegt, welcher
der neueren Theorie verdu¨nnter Lo¨sungen zu wiederholten Malen gemacht
worden ist, daß sie na¨mlich die verdu¨nnten Lo¨sungen einfach wie Gase
behandle und keine Ru¨cksicht nehme auf den Einfluß des Lo¨sungsmittels.
§ 252. Wenn die Verdu¨nnung nicht hinreichend ist, um diese einfachste
Form der Funktion U zu rechtfertigen, so kann man genauere Beziehungen
erhalten, wenn man die Reihenkoeffizienten u1,u2, .. . nicht als unabha¨ngig
von den Moleku¨lzahlen, sondern selber als Funktionen der Verha¨ltnisse
n1
n0 , n2
n0 , .. . betrachtet. Dann erha¨lt man gewisse neue Konstante, welche
den Wechselwirkungen der gelo¨sten Moleku¨larten untereinander entsprechen.
Dies du¨rfte in der Tat ein gangbarer Weg sein, um zu einer rationellen
thermodynamischen Theorie von Lo¨sungen beliebiger Konzentration zu
gelangen.1 Auf ihm findet man auch eine Erkla¨rung fu¨r das abnorme
Verhalten der Lo¨sungen starker Elektrolyte. (Vgl. unten §273.)
§ 253. Einstweilen wollen wir jedoch hier bei der einfachsten Form
stehen bleiben und schreiben:
(209)
U=n0u0 +n1u1 +n2u2 + . ..
Ganz ebenso:
V =n0v0 +n1v1 +n2v2 + . ..
1Vgl. H. Jahn, Zeitschr. f. phys. Chemie 41, p. 257, 1902.
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253