Page - 221 - in Vorlesungen über Thermodynamik
Image of the Page - 221 -
Text of the Page - 221 -
Verdu¨nnte Lo¨sungen 221
Reaktion ganz ohne Wa¨rmeto¨nung vor sich, so hat die Temperatur gar
keinen Einfluß auf das Gleichgewicht; verursacht sie keine Volumena¨nderung
des Systems, so hat der Druck keinen Einfluß auf das Gleichgewicht
(vgl. §211 am Schluß).
Die Elimination vonK aus den letzten beiden Gleichungen ergibt eine
allgemeineBeziehungzwischenderWa¨rmeto¨nungrundderVolumena¨nderungv:
∂r
∂p =v−T ∂v
∂T ,
u¨bereinstimmend mit der allgemeinen Gleichung (79g).
Die fru¨heren Gleichungen (205) und (206) sind spezielle Fa¨lle der
beiden Gleichungen (219) und (220), wie man sogleich erkennt, wenn fu¨r
logK der in (203a) gegebene spezielle Wert:
logK= logA−B
T +C logT−ν logp
gesetzt wird.
§ 258. Mittels der Gleichung (218) lassen sich fu¨r ein chemisch
vera¨nderliches System so viel Gleichgewichtsbedingungen aufstellen, als
Arten von Vera¨nderungen mo¨glich sind, wobei natu¨rlich jedesmal die
Gro¨ße K einen anderen Wert hat. Dies entspricht ganz den Forderungen
der allgemein gu¨ltigen Gibbsschen Phasenregel (§204). Dabei muß man
die Zahl der im System vorhandenen Moleku¨larten wohl unterscheiden
von der Zahl der unabha¨ngigen Bestandteile des Systems (§198). Nur die
letztere ist fu¨r die Bestimmung der Anzahl und Art der mo¨glichen Phasen
entscheidend, wa¨hrend die Zahl der Moleku¨larten bei der Anwendung der
Phasenregel gar keine Rolle spielt. Denn durch Beru¨cksichtigung einer neuen
Moleku¨lart wird zwar die Zahl der Variabeln vermehrt, dafu¨r wa¨chst aber
auch die Zahl der im System mo¨glichen chemischen Umwandlungen und
damit auch die der Gleichgewichtsbedingungen in demselben Betrage, so
daß die Anzahl der unabha¨ngigen Variabeln davon ganz unberu¨hrt bleibt.
§ 259. Die Gleichung (218) lehrt ferner, daß beim Gleichgewicht, vom
allgemeinen Standpunkte aus betrachtet, alle im ganzen System u¨berhaupt
mo¨glichen Moleku¨larten in jeder einzelnen Phase in endlicher Zahl vertreten
sind, daß z.B. in einem aus einer wa¨ßrigen Lo¨sung ausgefallenen festen
Niederschlag immer auch Wassermoleku¨le vorkommen, ja daß sogar bei
der Beru¨hrung fester Ko¨rper, sobald man nur hinreichend lange wartet,
eine teilweise Auflo¨sung des einen in dem andern eintritt. Denn die fu¨r
das Gleichgewicht maßgebende Gro¨ßeK besitzt nach ihrer Definition (218)
fu¨r jede u¨berhaupt mo¨gliche chemische Vera¨nderung einen bestimmten
back to the
book Vorlesungen über Thermodynamik"
Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253