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Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszusta¨nde 252
Stoffes zwischen zwei Lo¨sungsmitteln, die sich selber in geringem Grade
gegenseitig lo¨sen (z.B. Wasser und A¨ther). Der Gleichgewichtszustand des
Systems wird vollsta¨ndig bestimmt durch eine Kombination derjenigen
Bedingungen, welche fu¨r den U¨bertritt eines Moleku¨ls aus der einen Phase
in die andere, und derjenigen, welche fu¨r die chemische Umwandlung
der Moleku¨le innerhalb einer und derselben Phase gelten. Die ersteren
lassen sich zusammenfassen in den Verteilungssatz von Nernst (§274),
wonach fu¨r jede in beiden Phasen mit dem na¨mlichen Molekulargewicht
vorkommende Moleku¨lgattung ein konstantes, von der Anwesenheit anderer
gelo¨ster Moleku¨le unabha¨ngiges Teilungsverha¨ltnis existiert, die letzteren in
die Sa¨tze, welche fu¨r drei unabha¨ngige Bestandteile in einer einzigen Phase
gelten (§275), und zu denen auch die Arrheniussche Theorie isohydrischer
Lo¨sungen geho¨rt.
§ 279. In ganz derselben Weise ist der Fall zu behandeln, daß vier oder
mehrunabha¨ngigeBestandteilezueinerodermehrerenPhasenzusammentreten.
Immer la¨ßt sich der Zustand des Systems durch das Symbol (216) ausdru¨cken,
und immer la¨ßt sich jede mo¨gliche Umwandlung des Systems auf die
Form (217) bringen, der dann die Gleichgewichtsbedingung (218) entspricht.
Alle Gleichgewichtsbedingungen zusammen mit den festen Bedingungen
ergeben dann die nach der Phasenregel vorauszusehende Anzahl Gleichungen,
um den Gleichgewichtszustand des Systems zu bestimmen.
Wenn es sich um eine Lo¨sung von mehreren gegenseitig umwandelbaren
Stoffen,etwaelektrolytischdissoziierbarenSalzenoderSa¨urenmitgemeinsamen
Ionen handelt, so hat es im allgemeinen keinen Sinn mehr, von einem
bestimmten
”
Dissoziationsgrad“ dieser Substanzen zu reden, da die Ionen
ganz willku¨rlich zu dissoziierten Moleku¨len kombiniert werden ko¨nnen. Z.B.
in der Lo¨sung:
n0H2O, n1NaCl, n2KCl, n3NaNO3, n4KNO3, n5 +
Na, n6 +
K, n7 −
Cl, n8 −
NO3
la¨ßt sich gar nicht entscheiden, welche der +
Na-Ionen dem NaCl und
welche dem NaNO3 zuzurechnen sind. Hier bleibt zur Charakterisierung
des Zustandes nichts u¨brig, als zu den wirklich in der Lo¨sung enthaltenen
Moleku¨lzahlen bez. den betreffenden Konzentrationen zuru¨ckzugehen und
sich lediglich auf die Angabe dieser zu beschra¨nken.
Das genannte System wird von Wasser und von vier Salzen gebildet,
es entha¨lt aber trotzdem außer dem Lo¨sungsmittel nur drei unabha¨ngige
Bestandteile, weil durch die Menge des Na, des K und des Cl die des NO3
von vornherein bereits mitbestimmt ist (§198). Demgema¨ß sind auch die
Konzentrationen aller einzelnen Moleku¨larten nach §204 (α= 4, β= 1) bei
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Vorlesungen über Thermodynamik
- Title
- Vorlesungen über Thermodynamik
- Author
- Max Planck
- Publisher
- VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO.
- Location
- Berlin und Leipzig
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Pages
- 284
- Keywords
- Theoretische Physik, Wirkungsquantum, Nobelpreis, Wärme, Temperatur, Hauptsatz, Systeme, Mathematik
- Categories
- Lehrbücher
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- Erster Abschnitt. Grundtatsachen und Definitionen 2
- Zweiter Abschnitt. Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie 34
- Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie 70
- Vierter Abschnitt. Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 113
- Erstes Kapitel. Homogenes System 113
- Zweites Kapitel. System in verschiedenen Aggregatzuständen 127
- Drittes Kapitel. System von beliebig vielen unabhängigen Bestandteilen (Komponenten) 165
- Viertes Kapitel. Gasförmiges System 199
- Fünftes Kapitel. Verdünnte Lösungen 212
- Sechstes Kapitel. Absoluter Wert der Entropie. Theorem von NERNST 253