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Freund so aussieht? Oh, mein Freund, der Mensch ist Etwas, das überwunden
werden muss.
Im Errathen und Stillschweigen soll der Freund Meister sein: nicht Alles
musst du sehn wollen. Dein Traum soll dir verrathen, was dein Freund im
Wachen thut.
Ein Errathen sei dein Mitleiden: dass du erst wissest, ob dein Freund
Mitleiden wolle. Vielleicht liebt er an dir das ungebrochne Auge und den
Blick der Ewigkeit.
Das Mitleiden mit dem Freunde berge sich unter einer harten Schale, an
ihm sollst du dir einen Zahn ausbeissen. So wird es seine Feinheit und Süsse
haben.
Bist du reine Luft und Einsamkeit und Brod und Arznei deinem Freunde?
Mancher kann seine eignen Ketten nicht lösen und doch ist er dem Freunde
ein Erlöser.
Bist du ein Sclave? So kannst du nicht Freund sein. Bist du ein Tyrann? So
kannst du nicht Freunde haben.
Allzulange war im Weibe ein Sclave und ein Tyrann versteckt. Desshalb ist
das Weib noch nicht der Freundschaft fähig: es kennt nur die Liebe.
In der Liebe des Weibes ist Ungerechtigkeit und Blindheit gegen Alles, was
es nicht liebt. Und auch in der wissenden Liebe des Weibes ist immer noch
Überfall und Blitz und Nacht neben dem Lichte.
Nodl ist das Weib nicht der Freundschaft fähig: Katzen sind immer noch
die Weiber, und Vögel. Oder, besten Falles, Kühe.
Noch ist das Weib nicht der Freundschaft fähig. Aber sagt mir, ihr Männer,
wer von euch ist denn fähig der Freundschaft?
Oh über eure Armuth, ihr Männer, und euren Geiz der Seele! Wie viel ihr
dem Freunde gebt, das will ich noch meinem Feinde geben, und will auch
nicht ärmer damit geworden sein.
Es giebt Kameradschaft: möge es Freundschaft geben!
Also sprach Zarathustra.
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Also sprach Zarathustra
- Title
- Also sprach Zarathustra
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 354
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352