Page - 111 - in Also sprach Zarathustra
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							»Was ich auch schaffe und wie ich’s auch liebe, – bald muss ich Gegner
ihm sein und meiner Liebe: so will es mein Wille.
»Und auch du, Erkennender, bist nur ein Pfad und Fusstapfen meines
Willens: wahrlich, mein Wille zur Macht wandelt auch auf den FĂĽssen deines
Willens zur Wahrheit!
»Der traf freilich die Wahrheit nicht, der das Wort nach ihr schoss vom
»Willen zum Dasein«: diesen Willen – giebt es nicht!
»Denn: was nicht ist, das kann nicht wollen; was aber im Dasein ist, wie
könnte das noch zum Dasein wollen!
»Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben, sondern
– so lehre ich’s dich – Wille zur Macht!
»Vieles ist dem Lebenden höher geschätzt, als Leben selber; doch aus dem
Schätzen selber heraus redet – der Wille zur Macht!« –
Also lehrte mich einst das Leben: und daraus löse ich euch, ihr Weisesten,
noch das Räthsel eures Herzens.
Wahrlich, ich sage euch: Gutes und Böses, das unvergänglich wäre – das
giebt es nicht! Aus sich selber muss es sich immer wieder ĂĽberwinden.
Mit euren Werthen und Worten von Gut und Böse übt ihr Gewalt, ihr
Werthschätzenden: und diess ist eure verborgene Liebe und eurer Seele
Glänzen, Zittern und Überwallen.
Aber eine stärkere Gewalt wächst aus euren Werthen und eine neue
Ăśberwindung: an der zerbricht Ei und Eierschale.
Und wer ein Schöpfer sein muss im Guten und Bösen: wahrlich, der muss
ein Vernichter erst sein und Werthe zerbrechen.
Also gehört das höchste Böse zur höchsten Güte: diese aber ist die
schöpferische. –
Reden wir nur davon, ihr Weisesten, ob es gleich schlimm ist. Schweigen
ist schlimmer; alle verschwiegenere Wahrheiten werden giftig.
Und mag doch Alles zerbrechen, was an unseren Wahrheiten zerbrechen –
kann! Manches Haus giebt es noch zu bauen!
Also sprach Zarathustra.
					
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						Also sprach Zarathustra
							
				- Title
 - Also sprach Zarathustra
 - Author
 - Friedrich Wilhelm Nietzsche
 - Date
 - 1885
 - Language
 - German
 - License
 - PD
 - Size
 - 21.0 x 29.0 cm
 - Pages
 - 354
 - Category
 - Geisteswissenschaften
 
Table of contents
- Zarathustras Vorrede 2
 -  Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
			
				
- Von den drei Verwandlungen 20
 - Von den LehrstĂĽhlen der Tugend 22
 - Von den Hinterweltlern 25
 - Von den Verächtern des Leibes 28
 - Von den Freuden- und Leidenschaften 30
 - Vom bleichen Verbrecher 32
 - Vom Lesen und Schreiben 34
 - Vom Baum am Berge 36
 - Von den Predigern des Todes 39
 - Vom Krieg und Kriegsvolke 41
 - Vom neuen Götzen 43
 - Von den Fliegen des Marktes 46
 - Von der Keuschheit 49
 - Vom Freunde 51
 - Von tausend und Einem Ziele 53
 - Von der Nächstenliebe 55
 - Vom Wege des Schaffenden 57
 - Von alten und jungen Weiblein 60
 - Vom Biss der Natter 63
 - Von Kind und Ehe 65
 - Vom freien Tode 67
 - Von der schenkenden Tugend 70
 
 -  Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
			
				
- Das Kind mit dem Spiegel 77
 - Auf den glĂĽckseligen Inseln 80
 - Von den Mitleidigen 83
 - Von den Priestern 86
 - Von den Tugendhaften 89
 - Vom Gesindel 92
 - Von den Taranteln 95
 - Von den berĂĽhmten Weisen 98
 - Das Nachtlied 101
 - Das Tanzlied 103
 - Das Grablied 106
 - Von der Selbst-Ueberwindung 109
 - Von den Erhabenen 112
 - Vom Lande der Bildung 115
 - Von der unbefleckten Erkenntniss 118
 - Von den Gelehrten 121
 - Von den Dichtern 123
 - Von grossen Ereignissen 126
 - Der Wahrsager 130
 - Von der Erlösung 134
 - Von der Menschen-Klugheit 139
 - Die stillste Stunde 142
 
 -  Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
			
				
- Der Wanderer 147
 - Vom Gesicht und Räthsel 150
 - Von der Seligkeit wider Willen 155
 - Vor Sonnen-Aufgang 158
 - Von der verkleinernden Tugend 161
 - Auf dem Oelberge 167
 - Vom VorĂĽbergehen 170
 - Von den AbtrĂĽnnigen 173
 - Die Heimkehr 178
 - Von den drei Bösen 182
 - Vom Geist der Schwere 187
 - Von alten und neuen Tafeln 191
 - Der Genesende 222
 - Von der groĂźen Sehnsucht 228
 - Das andere Tanzlied 231
 - Die sieben Siegel 236
 
 -  Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
			
				
- Das Honig-Opfer 245
 - Der Notschrei 248
 - Gespräch mit den Königen 251
 - Der Blutegel 256
 - Der Zauberer 259
 - AuĂźer Dienst 267
 - Der häßlichste Mensch 271
 - Der freiwillige Bettler 276
 - Der Schatten 280
 - Mittags 283
 - Die BegrĂĽĂźung 286
 - Das Abendmahl 291
 - Vom höheren Menschen 293
 - Das Lied der Schwermut 313
 - Von der Wissenschaft 319
 - Unter Töchtern der Wüste 322
 - Die Erweckung 330
 - Das Eselsfest 334
 - Das trunkne Lied 339
 - Das Zeichen 352