Page - 171 - in Also sprach Zarathustra
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Es giebt hier auch viel Frömmigkeit und viel gläubige Speichel-Leckerei,
Schmeichel-Bäckerei vor dem Gott der Heerschaaren.
»Von Oben« her träufelt ja der Stern und der gnädige Speichel; nach Oben
hin sehnt sich jeder sternenlose Busen.
Der Mond hat seinen Hof, und der Hof hat seine Mondkälber: zu Allem
aber, was vom Hofe kommt, betet das Bettel-Volk und alle anstellige Bettel-
Tugend.
»Ich diene, du dienst, wir dienen« – so betet alle anstellige Tugend hinauf
zum FĂĽrsten: dass der verdiente Stern sich endlich an den schmalen Busen
hefte!
Aber der Mond dreht sich noch um alles Irdische: so dreht sich auch der
Fürst noch um das Aller-Irdischste –: das aber ist das Gold der Krämer.
Der Gott der Heerschaaren ist kein Gott der Goldbarren; der FĂĽrst denkt,
aber der Krämer – lenkt!
Bei Allem, was licht und stark und gut in dir ist, oh Zarathustra! Speie auf
diese Stadt der Krämer und kehre um!
Hier fliesst alles Blut faulicht und lauicht und schaumicht durch alle Adern:
speie auf die grosse Stadt, welche der grosse Abraum ist, wo aller Abschaum
zusammenschäumt!
Speie auf die Stadt der eingedrĂĽckten Seelen und schmalen BrĂĽste, der
spitzen Augen, der klebrigen Finger –
– auf die Stadt der Aufdringlinge, der Unverschämten, der Schreib- und
Schreihälse, der überheizten Ehrgeizigen: –
– wo alles Anbrüchige, Anrüchige, Lüsterne, Düsterne, Übermürbe,
Geschwürige, Verschwörerische zusammenschwärt: –
– speie auf die grosse Stadt und kehre um!« – –
Hier aber unterbrach Zarathustra den schäumenden Narren und hielt ihm
den Mund zu.
»Höre endlich auf! rief Zarathustra, mich ekelt lange schon deiner Rede
und deiner Art!
Warum wohntest du so lange am Sumpfe, dass du selber zum Frosch und
zur Kröte werden musstest?
Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schaumichtes Sumpf-Blut durch
die Adern, dass du also quaken und lästern lerntest?
Warum giengst du nicht in den Wald? Oder pflĂĽgtest die Erde? Ist das Meer
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Also sprach Zarathustra
- Title
- Also sprach Zarathustra
- Author
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 354
- Category
- Geisteswissenschaften
Table of contents
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den LehrstĂĽhlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glĂĽckseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berĂĽhmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom VorĂĽbergehen 170
- Von den AbtrĂĽnnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der groĂźen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- AuĂźer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die BegrĂĽĂźung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352