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zudauern war des einzelnen idealstes und weitestes Be-
streben. Der Römer hatte sein Selbst nicht außer und über
das wirkliche gemeinsame Leben hinaus gesetzt und es nicht 1
in dieser Erhebung über alle Bestimmtheit und Gemeinsam-
keit als etwas Wesenhaftes und Selbständiges erfaßt.
Der Römer war die Seele, das Ich des Römers; nicht für
sich selbst, nur in Verbindung mit seinem Volke, nur in ihm
und durch es war er etwas und wußte er sich als etwas.
Der Glaube an Unsterblichkeit im modernen Sinn beruht
auf der Trennung von Möglichkeit und Wirklichkeit; wo
diese eins sind, verschwindet er.2 Die Sittlichkeit in der
Bestimmtheit römischer Sittlichkeit, der vollendete Römer,
war das Ideal des Römers, aber es stand in seiner Kraft,
dieses Ideal zu erreichen, gleichwie das Ideal des Keimes,
die in Farben prangende und mit Wohlgerüchen duftende
Blume, als sein Zweck in ihm der Anlage, der Fähigkeit
und Möglichkeit3 nach schon erreicht ist. Da nun der
Römer4 keine Trennung und Kluft kannte zwischen
Vorstellung und Wirklichkeit, Möglichkeit und Kraft,
Idealität und Realität, so kannte er auch hiemit keine
Fortdauer seines Selbst5. Dasselbe6 gilt nun auch von den
Griechen. Wie hätte überdies auch dort, wo die Schönheit
der alles beherrschende, durchdringende und beseelende
Begriff war, die Schönheit, die 7 gerade auf der Darstellbar-
keit des Innern, des Geistigen im Wirklichen, im Sichtbaren
beruht, wie hätte dort jener Glaube lebendig sein können?
Wie hätte dort, wo die Schönheit Volksbegriff, sozusagen
Volksanschauung war, jener den Menschen in eine jen-
1 es nicht Fehlt in B.
2 Der Glaube . . . verschwindet er. Fehlt in B.
3 und Möglichkeit Fehlt in B.
4 Da . . . Römer: Der Römer kannte also B
5 kannte zwischen . . . seines Selbst: [Der Glaube an Un-
sterblichkeit im modernen Sinn beruht aber nur auf der
Trennung zwischen H gestrichen] zwischen Möglichkeit
oder Vorstelibarkeit und Wirklichkeit, Idealität und Reali-
tät, folglich auch keine Unsterblichkeit in unserm Sinne,
denn nur auf dieser Trennung, dieser Kluft beruht der
moderne Unsterblichkeitsglaube B
6 In B folgt Zusatz:, was von den Römern,
7 der alles . . . die: welche B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften