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gellen desselben nicht seinem einzelnen Dasein, sondern
seinem allgemeinen Wesen nach und demzufolge nicht
mehr ein bloßes Vergehen, das darum Zeit ist, sondern ein
Vergehen, das selbst Sein und Wesen, vollendete, geschlos-
sene Vergangenheit ist und also eigentlich weder Vergehen
ist, noch genannt werden darf und kann. Obgleich daher
dem Unendlichen Sein an und für sich zukommt, so kann
man doch mit Recht die Zeit das Werden des Unendlichen
nennen. Warum bleibt denn der Mensch als Embryo nicht
immer 1 Embryo? Warum vergehen die Gestalten und Wei-
sen des Daseins, die der Mensch verschlossen, im Schöße
der Mutter hat? Warum anders sind sie zeitliche, vorüber-
gehende Gestalten, als weil der Begriff und das Wesen des
Menschen, welche2 der Endzweck sind des Embryo[s], das
innerliche wesentliche Ende des Embryos und seines
Daseins ist? Diese im Wesen zugleich und zumal verschwun-
denen Gestalten sind im sinnlichen Dasein der Zeit nach
sukzessiv verschwindende? Warum bleibt denn der Planet
nicht an dem Orte stehen, wo er jetzt steht, warum ist
er immer an einem andern Orte, jetzt da, in demselben
Augenblick aber nicht mehr da, sondern woanders? Der
Planet ist seinem Wesen nach als ein sich selbst bewegender
und in dieser ursprünglichen, originellen, eingebornen Be-
wegung Leben und Seele habender Körper, die Nichtig-
keit der Örtlichkeit des Wesens des Ortes, d. i . die Ne-
gation der Raumgrenze überhaupt; die Nichtigkeit aber
nicht der Örtlichkeit des Wesens des Ortes, sondern des
daseienden, bestimmten, sinnlichen, einzelnen Ortes ist die
Zeit. In der Zeit vergeht und verschwindet der Ort; in der
sinnlichen Bewegung aber, d. i . in der Zeit des Planeten,
verschwindet dieser bestimmte Ort, der als bestimmter da-
seiender von jenem getrennt ist, nach jenem, jener wieder
nach diesem und so ewig fort, sie verschwinden im getrennten
Dasein nacheinander, sie, die in ihrem Wesen, der bestimm-
ten örtlichkeit, die zwar nicht für den Stein und solche ein-
zelne [n] Körper, aber wohl für den Planeten ein Nichtiges
ist, zugleich und zumal (nicht zeitlich) verschwunden sind.3
1 Von hier ab Teilstück in H erhalten, das den Text bis Seite 237
vorliegender A usgabe (vgl. dort Fußnote 3) aufweist.
2 H gestrichen
3 In A Leerzeile vor dem nächsten Absatz.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften