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denn der Unterschied bezieht sich auf Wesen und Begriff,
die Trennung auf das Dasein und den Sinn. Die Menschen
unterscheiden sich aber nicht mehr voneinander, als sich
die Äpfel eines und desselben Baumes voneinander unter-
scheiden. Raum und Zeit sind daher die absoluten, unum-
gänglich notwendigen Formen aller Individualität. Indi-
viduum bist du nur der sinnlichen Existenz nach, d. h. nur
als räumlich und zeitlich daseiendes. Soweit und soviel
du sinnlich bist, soweit und soviel bist du Individuum;
was über den Sinn, ist vom Geiste.1
Obgleich Raum und Zeit ein jedes die beiden Bestim-
mungen der Bejahung und Verneinung enthält, so kann
man doch der Zeit vorzugsweise die Bestimmung der
Verneinung, dem Räume die der Bejahung zuschreiben;
der Raum ist das sinnliche Dasein, die äußerliche Form
der göttlichen Liebe, wie sie Licht, das alles Befassende und
Gewährende, ist, die Zeit die sinnliche Form derselben,
wie sie verzehrendes Feuer, die Negativität alles Endlichen
und Besondern, ist. Individuen sind nur Grenzen, Schran-
ken, sind nur in der Trennung, es können folglich Indi-
viduen nicht außer dem Räume sein; er ist das Dasein
selbst der Individuen. Wie man die Zeit nicht als eine
Feindin, sondern vertraute Freundin und Tochter des
Wesens erkennen muß, so muß aber auch der Raum im
Wesen und aus dem Wesen erkannt werden. Das Wesen
der Individuen ist dasselbe und ist in dieser Einheit alle
Individuen, ohne Unterschied und Exzeption; nicht im
Individuum daher, im Wesen allein ist wahre Liebe und
Seligkeit, aber in dieser seiner Fülle, in der es alles ist und
alles hat, ist das Insichsein des Wesens zugleich gewährende,
gleichsam überfließende Güte, schrankenloses Außersich-
sein, das Bestehen aller Individuen, die es selbst als Ein-
heit ist ; das Wesen ist selbst der Raum, der alle Indivi-
duen in sich faßt, aber sie nicht als getrennte, und das
Wesen ist eben als Einheit aller Individuen, die daher nicht
eine ausschließende, für sich seiende, endliche Einheit
ist, wie die Einheit, die Individuum ist, die Unterscheidung
seiner in Individuen, die liebevolle Gewährung und
Freilassung der in ihm in Einheit begriffnen Individuen zu
1 In A Leer zeih vor dem nächsten Absatz.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften