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haben? Sollte er allein selbständig für sich, durch und aus
sich selbst sein? Einen urbildlichen und vor weltlichen1
Tod muß es geben; suche ihn, so wärst du ihn finden.2
Die Erinnerung — um nach dieser langen Zwischenpe-
riode und Episode das abgebrochne Thema wieder fortzu-
setzen — ist, in der oben ausgesprochenen Bedeutung, das
Prinzip und 3 die Grundlage und Möglichkeit der Ge-
schichte. Der faktische Beweis, daß nicht bloß individuelle
Seele, d. h. Personen und Individuen, sondern auch der
Geist selbst existiert, der tatsächliche Beweis, daß, wie
das Bewußtsein, so auch die Erinnerung eine allgemeine
Tätigkeit des Geistes selbst ist, ist die Geschichte. Ge-
wöhnlich wird — und zwar ganz richtig in Gemäßheit der
Vorstellungen, die man mit Geschichte und Erinnerung
verbindet — das wirkliche Geschehen der facta von der Er-
innerung abgetrennt und die Erinnerung nur als eine Nach-
folge, als ein Geschenk, das den Nachkommen zuteil wird,
als ein Akzidens betrachtet, das nur Papieren und Steinen
sein Dasein verdankt. Da die Erinnerung nur eingebildet
wird als ein subjektives Vermögen, so ist es ganz natürlich,
daß selbst die Existenz der Geschichte, für uns wenigstens,
von der Existenz eines hochverehrlichen Gelehrtenpubli-
kums abhängig gemacht wird und daß die Erinnerung selbst,
da sie nur als die hintendrein nachfolgende Erinnerung von
Personen vorgestellt wird, von der Geschichte, als wirklicher
Geschichte, abgetrennt wird. Es ist ganz richtig, Rom wäre
gewesen, was es gewesen ist, hätte getan, was es getan hat,
es wäre eine römische Geschichte, wenn auch dem hochver-
ehrlichen Gelehrtenpublikum nichts von Rom bekannt wäre,
und die Existenz eines Roms hängt für dasselbe nur von
Papieren ab, da es ja nur die papierne, nicht die geistige
und wirkliche Weltgeschichte kennt. Leider sind aber in der
Wahrheit Papiere und Steine nur die äußerlichen Mittel
1 und vorweltlichen Fehlt in B.
2 In A folgt hierauf eine Leerzeile vor dem nächsten Abschnitt,
in B das zweite Kapitel, Der spekulative oder metaphysische
Grund des Todes, beginnend mit dem umgearbeiteten Anfang
des Abschnitts Gott aus A, Der gewöhnlich nur als Tod be-
kannte Tod usw. (siehe oben Seite 204 und Fußnote 1 dazu).
3 Im Original A: oder doch Hier berichtigt nach dem Druck-
fehlerverzeichnis zu A.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
- Titel
- Ludwig Feuerbach
- Untertitel
- Gesammlte Werke
- Band
- 1
- Herausgeber
- Werner Schuffenhauer
- Verlag
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Datum
- 1981
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.6 x 17.8 cm
- Seiten
- 468
- Kategorie
- Geisteswissenschaften