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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 562 -
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als die größte aller Lasten ihn1 fühlen lasse. Es geht in seiner Feindseligkeit gegen die Vernunft so weit, daß es selbst ihre Tugenden, ihre liebenswürdige Einfachheit, ihre himmlische Sanftmut, ihre unermüdliche Geduld, ihre beispiellose Treue und wohlwollende Sorge für das Beste des Menschen als Mangel an höherer Bildung, als Beweise ihrer Borniertheit und gemeinen bürgerlichen Gesinnung bezeichnet. Verblendet durch diese Zauber- künste seiner Mätresse, erkennt der Tölpel nicht, daß selbst noch in dieser seiner Verirrung die Vernunft sein leitender Genius ist und mit rastloser Wachsamkeit und un- ergründlicher Langmut zur Abwehrung grundverderblicher Schritte stets hinter seinem Rücken steht, ja, daß er nur aus ihren Mitteln — denn von Hause aus ist der Mensch bettelarm, nur seine Frau brachte ihm sein Vermögen zu — die zu seiner Liebesaffäre notwendigen Kosten bestreitet. Denn wie ist Liebe möglich ohne gegenseitige Verständi- gung? W7as ist die Liebe selbst2 anders als eine vertraute innige Korrespondenz? Wie könnte er nun aber seiner Mätresse Liebesbriefe schreiben, wie Erfolg von ihnen er- warten, wenn nicht die Vernunft die vielen sachlichen und selbst orthographischen Fehler, die er in der besinnungs- losen Hast seines Herzens hinschreibt, korrigierte und die besten, siegreichsten Gedanken ihm in die Feder diktierte? Wie könnte er ihr auch nur ein Rendezvous bestimmen, wenn es nicht mehr richtig in seinem Kopfe wräre, wenn nicht die Vernunft in den beiden Begriffen von Ort und Zeit zwei willkommene Auswege ihm darböte, sich aus der peinlichen Verlegenheit seiner Herzensnot herauszuziehen? Bei dieser gnadenreichen Nachsicht, welche die Vernunft mit dem Menschen hat, unterläßt sie es jedoch zugleich nicht, hebevolle leise Vorwürfe und Ermahnungen aller Art anzuwenden, um ihn zur Räson zu bringen, sie greift selbst zu dem äußersten Mittel, das ihr zu Gebote steht, um sich in seinem undankbaren Gemüte Eingang zu ver- schaffen, sie schreibt Bücher, d. h. anonyme Briefe an den Menschen, in der gegründeten Überzeugung, daß das schrift- liche Wort, als das von dem störenden Einflüsse der Per- 1 Im Original A, B und C: ihm 2 die . . . selbst: sie C 562
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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