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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 570 -
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du übertreibst es; unmöglich kann ich dir eine solche Summe bezahlen, wenn ich gleich aus Mitleid und Teil- nahme an deinem Lose es von Herzen gern täte", wird von ihr, weil er wahrhaftig ist, als ein schlechter, ein in- humaner Mensch verurteilt und verstoßen; ein Schuldner dagegen, der die unverschämte Schuldforderung, wenn er gleich nie imstande ist oder gar nicht einmal im Sinne hat, sie zu bezahlen, ohne Umstände mit nächsten zu berichtigen verspricht — ein „nächstens", das sich von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr bis in eine unerreichbare Ferne verzieht —, wird von ihr als ein ganz charmanter Mann, ein guter1 Mann, ein Mann, der Einsicht hat und mit den Leuten um- zugehen weiß, gefeiert und verehrt. Die adeligen Geschlechter der alten Völker verloren darum das Regiment, ja zunächst allen Einfluß auf den Gang der öffentlichen Angelegenheiten, und auf sie sukze- dierte die große Plebejerherrschaft. Sie wurden überstimmt von den demagogischen Großsprechern der nachfolgenden Zeiten. Der Geist und damit die Zeit unsterblicher Bücher war dahin; an die Stelle der klassischen Werke traten jetzt Peregrine und Appolloniusse von Tyana, Orakelstimmen, Dämone, Engel, kurz, unsre lieben, wohlbekannten Geister, diese physiologischen Farbenerscheinungen des mensch- lichen Geistes. Großes hatte die Menschheit vollbracht; um sich von ihren Anstrengungen zu erholen, beschäftigte sie sich jetzt mit den Spielen der Phantasie, wie der fran- zösische Philosoph Malebranche in seinen müßigen Augen- blicken, um seinen Kopf nicht anzustrengen, mit Kinder- spielen sich unterhielt, wie Karl V. nach Ablegung seiner Kaiserkrone zum Zeitvertreibe sich mit der Verfertigung possierlicher Puppen beschäftigte, deren Bewegungen und Stellungen die unwissenden Mönche so sehr frappierten, daß sie in ihnen nur Wirkungen seiner Verbindung mit höhern Mächten zu sehen glaubten. Sie versank in den Zu- stand der Schlaftrunkenheit, worin der Mensch den Maß- stab der Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Ein- bildung verliert, selbst das Gesumse einer Schnacke oder das Geplätscher einer in sein Waschwasser gefallnen Maus als bezaubernde Choralklänge aus höhern Regionen ver- 1 herzensguter C 570
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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