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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 592 -
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oder fließendes ist. Denn das Bewegende ist der Gedanke; aber die Welt ist phlegmatisch im höchsten Grade, be- greift so außerordentlich schwer wie ein Böotier, ist so wenig zum Denken organisiert und disponiert, daß sie, wie der berühmte Arzt Boerhave, sechs Wochen lang keinen Schlaf hat, wenn sie einmal über eine Materie ernstlich nachdenkt, daß ein neuer Gedanke ihr den Kopf so heiß und rot macht wie den Kamm eines kalekutischen Hahns, wenn er zum Zorne gereizt wird, daß ihr das Blut nur so in Strömen zur Nase herabfließt, wie es bei einem1 Ge- lehrten in Boulogne der Fall war2, der, wenn er morgens im Bette meditierte, heftiges Nasenbluten bekam. Oft erst nach einem Zeitraum von Jahrhunderten, wo schon längst der Stern aus dem Gesichtskreis ihres Daseins3 verschwun- den ist, berühren seine Lichtstrahlen ihr blödes Auge. Es ist darum sehr natürlich, daß sich der Geist in die Schranken ihrer Borniertheit, die sie, um ihr eignes Elend sich zu verhehlen, die Schranken der nüchternen Vernunft nennt, ein für alle Mal nicht fügen und schmiegen kann. Ihm ist im eigentlichen Sinne die Welt zu enge; sein un- genügsames Wesen kann mit seinen die Unendlichkeit umfassenden Wurzeln nicht da Fuß fassen, wo nur für Korn, Kartoffel[n] und weiße Rüben hinreichender Boden ist. Es geht ihm, wie dem Cartesius, der mit jener Un¬ entschiedenheit, die nicht ein Zeichen von Charakterlosig- keit, sondern, im Gegenteil, von innerer sich selbst ge- nügender Lebenskraft und -fülle ist, das ganze Gebiet der Welt in Gedanken und in der Wirklichkeit durchschwei- fend, so sehr er sich auch darüber hin und her besann, doch für keine bestimmte Lebenssphäre sich entscheiden konnte, sondern, freiwillig sich aus seinem Vaterlande verbannend, um allen Verband sogar mit Freunden und Verwandten aufzuheben, nur den Wissenschaften lebte; es geht ihm wie dem Abbe Prevost, dem Verfasser des trefflichen Romans „Manon Lescaut", der, von einer Woge des Lebens zur andern geschaukelt, erst Jesuit, hierauf Soldat, dann wieder Jesuit und wieder Soldat, auch nach 1 , wie . . . einem: wie jenem C 2 der . . . war Fehlt in C. 3 Gesichtskreis . . . Daseins: Reich der Wirklichkeit C 592
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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