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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 606 -
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Menschheit emporloderten, sie wurde uns nur durch die verdammten Philosophen — wir wollen zu Gott hoffen: auf nicht lange Zeit — entrissen. Ein Philosoph ist ein ganz fri- voler Mensch, die Quintessenz aus Voltaire und Lukian, denn wenn die Welt die lateinischen Exercitia und deut- schen Aufsätze, die sie noch auf der Schule verfertigte und [die] allerdings für ihre Zeit die Note „Perquam bene [sehr gut]" verdienten, auch noch in den reiferen Jahren in der Tasche mit sich herumschleppt und bei jeder Gelegenheit vor sich selbst bewundernder Eitelkeit hineinblickt, um über den Dokumenten ihrer Fähigkeiten die schwere Auf- gabe ihrer Ausbildung und Verwirklichung, über ihrer eh- maligen Vernunft ihre gegenwärtige zu vergessen, so wirft sie dagegen der frivole Philosoph, der die Würdigkeit der Existenz nur nach dem innern Wert und Gehalt bemißt und sich auf seine gegenwärtige Produktivkraft allein stützt, schonungslos in das Feuer und sieht mit einer wahrhaft diabolischen Seligkeit zu, wie die feuern Andenken ein Raub der verzehrenden Flammen werden. Kurz, ein Philo- soph ist ein Mensch, der eben durchaus nicht in unseren Kram paßt. Können uns also die Abenteuer und fata [Schicksale], die von jeher der Geist zu bestehen hatte, noch in Ver- wunderung setzen? Kann es uns wundern, daß ein Jordan Bruno und ein Vanini auf dem Scheiterhaufen endeten? Daß einst der Bischof Virgüius, weil er Antipoden sta- tuierte, von Bonifatius als ein Zerstörer der Religion ver- klagt und von dem Papste mit dem Bannstrahl bedroht wurde? Daß Galilei in Ketten geworfen wurde, weil er den Glauben an die Unbeweglichkeit des Erdballs umstieß? , Daß Harvey wegen seiner Entdeckung der Zirkulation des Bluts sich vor Gericht sogar verteidigen mußte? Daß ; Balthasar Bekker, weil er „dem Teufel seine Macht nahm } und ihn von der Erde in die Hölle bannte", als Atheist verfolgt, seines Amtes entsetzt und von seiner Kirche aus¬ geschlossen wurde? Daß Herder bei seinen frommen Amts- kollegen schon deswegen, weil er keine Perücke, wie sie, 5 trug, sich der Neologieund Heterodoxie verdächtig machte? Daß es zur Zeit des Peter Ramus in Paris für eine straf-; liehe, ja, kriminelle Neuerung galt, den lateinischen Buch- staben Q richtig auszusprechen, statt Kiskis: Quisquis, 606
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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