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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 613 -
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daß er aus einem gewissen „realistischen Tick" es behaglich finde, sich überhaupt den Menschen aus den Augen zu rücken. „So werde ich", sagt er, „immer gerne inkognito reisen, das geringere Kleid vor dem bessern wählen und in der Unterredung mit Fremden oder Halbbekannten den unbedeutenderen Gegenstand oder doch den weniger bedeutenden Ausdruck vorziehen, mich leichtsinniger be- tragen, als ich bin, und mich so, ich möchte sagen, zwischen mich selbst und zwischen meine eigne Erscheinung stellen." Es ist allerdings eine traurige Erscheinung, wenn wir in dem Leben mancher großer Schriftsteller Handlungen fin- den, die nicht im Einklang mit dem Geiste stehen, der aus ihren Schriften zu uns spricht. Aber man hüte sich vor der Roheit und Gemeinheit, solche Schriftsteller ohne wei- teres, wie es so oft geschieht, mit dem empörenden Prädi- kate schlechter Menschen zu bezeichnen. Es gibt nun ein- mal solche Menschen oder, wenn ihr lieber wollt, solche sonderbare[n] Käuze, die ihr Leben und Wesen einzig und allein in die schriftstellerische und1 überhaupt geistige Tätigkeit setzen, die nur in der geistigen Produktivität in ihrem eigentümlichen Elemente sind. Bei manchen dieser Käuze ist ihr Leben fast nichts andres als der Zu- stand ihrer Geistesabwesenheit. Sie verlieren auf der hohen See der geistigen Produktivität, wo dem Menschen die Idee der Unendlichkeit gegenwärtig ist, denn sie erhebt ihn über die Schranken der Zeit und des Orts, über die Sorgen der Gegenwart und die Fesseln lästiger Um- gebungen, jene Erdschollen aus dem Gesichte, auf denen sonst der Mensch festen Fuß faßt und seine kleinliche Philisterwelt aufbaut. Das gewöhnliche Leben ist für sie nichts als ein lästiger unverschämter Bettler, der sie immer gerade zur ungelegensten Zeit aus ihren schönen Phantasien oder tiefen Meditationen durch seine ungebührlichen For- derungen herausreißt; alle ihre Handlungen sind nichts als Pfennige, höchstens Kreuzer und Groschen, die sie aus der reichen Goldbörse ihres Geistes dem zudringlichen Bett- ler unwillig hinwerfen, um sich ihn vom Halse zu schaffen. Thaies, mit dem das Licht der Wissenschaft über Griechenland aufging, bemerkte einst, wie er eben die Ge- 1 Fehlt in C. Statt dessen dort Komma. 613
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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