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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
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steller ein Miserere Domine [Herr, Erbarme dich], ein Ecce Homo [Sieh', welch ein Mensch], angenagelt an das Kreuz des Lebens, eingekerket in dem engen Spatium einer bestimm- ten Zeit und eines bestimmten Orts und seine Wirkungs- weise nur auf einen kleinen Kreis von Menschen ein- geschränkt, aber im Himmel seiner geistigen Anschauungen, in dem ätherischen Fluidum und Medium der Schrift ist er der allgegenwärtige und allmächtige Gottessohn. Der echte Schriftsteller ist keine Memme; er scheut nicht die Selbstaufopferung; er kondensiert und komprimiert die ganze Energie seiner Seele in das Brennglas der Schrift. Sein Buch ist daher eine imponierende Individualität, eine gebieterische Macht, ein sich selbst behauptendes Wesen, ausgestattet mit aller Kraft und Fülle des Lebens. Denn bei ihm ist die Schriftstellerei ein wahrer Kraftauf- wand und Lebensverlust, ein innerer lebendiger Wesens- und Zeugungsakt. Darum sind mir das ganz klägliche Schriftsteller und Menschen, ganz matte, seichte Brüder, die den Menschen von dem Schriftsteller abtrennen, die die Schriftstellerei als einen außerwesentlichen Aktus fassen und betreiben und denen daher auch wirklich ihre Schriften nur wie faule Zähne ausfallen, ohne daß ihre innern Le- benskräfte dabei affiziert und konsumiert werden. Schüler schreibt während der Ausarbeitung seines „Wallensteins" an Goethe: „An den ,Wallenstein' werde ich mich so sehr halten, als ich kann, aber das pathologische Interesse der Natur an einer solchen Dichterarbeit hat viel Angreifendes für mich. Glücklicherweise alteriert meine Kränklichkeit nicht meine Stimmung, aber sie macht, daß ein lebhafter Anteil mich schneller erschöpft und in Unordnung bringt. Gewöhnlich muß ich daher einen Tag der glücklichen Stimmung mit fünf oder sechs Tagen des Drucks und des Leidens büßen." Und Goethe antwortet ihm darauf: „Ich kann mir den Zustand Ihres Arbeitens recht gut denken. Ohne ein lebhaftes pathologisches Interesse ist es auch mir niemals gelungen, irgendeine tragische Situation zu bearbeiten, und ich habe sie daher lieber vermieden als aufgesucht. Sollte es wohl auch einer von den Vorzügen der Alten gewesen sein, daß das höchste Pathetische auch nur ästhetisches Spiel bei ihnen gewesen 624
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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