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ReichenauundSemmering 81
Bis indie1890erkamenAngehörigederMittelschichtalsPassanten(Tagesgäste)
oderhöchstensalsKurzaufenthalternachReichenau.UmdieJahrhundertwende
konnte sich auchder gehobeneMittelstandeinenAufenthalt leisten, sodass er
schon1910dieGästeszenedominierte.DernahegelegeneKurortSemmeringmit
denbeeindruckendenGrandhotelswarderweil zurbevorzugtenDestinationvon
exklusivenundzahlungskräftigenGästengeworden.301WährendessichdieGäste
inanderenKurorten inelegantenHotelsundKureinrichtungenbequemmachten,
überwogeninReichenauSommerwohnungenundeigeneVillen. ImerstenJahr-
zehntdes20. JahrhundertswuchsdieAnzahlderkleinerenSommerwohnungen.
MitderVerschiebungzurMittelklassewurdeReichenauzummittelständischen
Sommerfrischeort, trotzderregelmäßigenAufenthaltevonAngehörigendesKai-
serhauses. Es bot aber doch so viel Komfort und Infrastruktur, dass von einer
„noblenSommerfrische“gesprochenwurde.302
Dasnuretwa18StraßenkilometervonReichenauentfernteSemmeringgewann
abderzweitenHälftedes19. JahrhundertszunehmendanBedeutung.DieGäste,
die ab 1854mit der Semmeringbahn fuhren,waren vor allemTagesausflügler,
wassichauchanderbescheidenenInfrastrukturdesOrteszu jenerZeitablesen
ließ.FürdievomEisenbahnbaufasziniertenTagesausflüglerwurdenSemmering-
Vergnügungszügeeingesetzt.BaldstiegendieInteressiertenschonanderStation
SemmeringausundnutztendenzweistündigenAufenthaltbiszurRückfahrtdes
Zuges,umdengroßenTunnelzubesichtigenundzurPasshöhezuspazieren.303
EineÜbernachtungwar imGasthofZumErzherzogJohannmöglich.304
DurchdieneuenEisenbahnstreckendes19. JahrhundertsrücktedasHerrschafts-
gebietnäherandieResidenzstadtWienheran.DieFertigstellungderSemmering-
bahnentsprachallerdingsnichtnurdenVerkehrsbedürfnissenderMonarchie-
bewohner, sonderngabauchdenentscheidendenImpuls,umdieGebirgsregion
fremdenverkehrstechnischzuerschließen.MitderprivatenGründungdesVer-
schönerungsvereinsumdasJahr1875entstandeingeeignetesOrgan,daskleine
infrastrukturelleVerbesserungen imOrt vornahm, beispielsweise Fußwegmar-
kierungen.FriedrichSchüler, seit1878GeneraldirektorderSüdbahngesellschaft,
erfuhrvonderIdee,FremdenunterkünfteaufdemSemmeringzuerstellen.1879
wurdeeinGrundstückgekauftund1881erfolgtedieGrundsteinlegungdesSüd-
bahnhotels.305
301 Kos,1984,S.109,118;Pap,1996,S.112–113.
302 Pap,1996,S.112–117;Haas,1992,S.367.
303 nFB,16.8.1875,Nr. 226,S.2.
304 Pap,1996,S.119–120.
305 Rosegger, Peter:Dieneue Sommerfrische auf demSemmering, in:RoseggersHeimgarten,VI
(1882),S.841;Kos,1984,S.130–132.
https://doi.org/10.7767/9783205213741 | CC BY-NC 4.0
© 2021 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien
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Buch Habsburg als Touristenmagnet - Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910"
Habsburg als Touristenmagnet
Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Titel
- Habsburg als Touristenmagnet
- Untertitel
- Monarchie und Fremdenverkehr in den Ostalpen 1820–1910
- Autor
- Ursula Butz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978–3–205–21374–1
- Abmessungen
- 16.0 x 23.5 cm
- Seiten
- 204
- Schlagwörter
- Alpen - Alpenvorland - Voralpen, Alpen / Geschichte, Politik, Gesellschaft, Neunzehntes Jahrhundert, Bad Ischl, Meran, Reichenau an der Rax
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung 9
- 2. Adelsgesellschaft imWandel 21
- 3. Habsburger in Ischl,Meran und Reichenau 55
- 4. Aufschwung der Kurorte: Infrastruktur und mondänes Leben 85
- 4.1 Wachstum und Konjunkturen 88
- 4.2 Verkehrsrevolution 97
- 4.3 Gastgewerbe 102
- 4.4 Kureinrichtungen und technische Innovation 107
- 4.5 Unterhaltungsangebot 112
- 4.6 Gesellschaftliche Stellung der Gäste 116
- 4.7 Umgangsformen, Etikette 122
- 4.8 Politik und Staatsführung im Kurort 128
- 4.9 Fremdenverkehr und Einheimische 132
- 4.10 Fazit: HabsburgalsBeschleunigungsfaktor 136
- 5. Öffentliche Wahrnehmung und Resonanz 139
- 6. Ergebnisse: Monarchie und Tourismus 175
- 7. Quellenverzeichnis und Bibliografie 179
- 8. Anhang 197