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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - XVI - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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xviii Frank Stern · Barbara Eichinger chen Bogen des Jüdischen, der zwischen Glaube einerseits und Erinnerung, Tradition und Atmosphäre andererseits besteht 0 – und zwar im Gegensatz zu jenen Sichtwei- sen, für die Judesein vor allem Herkunft und Religion bedeutet. Sein Roman Der Weg ins Freie liest sich hinsichtlich der Spannungen zwischen Akkulturation, Antise- mitismus und Zionismus wie ein Textbook der jüdischen Erfahrung in Wien, in der vor 1914 bereits alle Tendenzen aufscheinen, die in den 20er und 30er Jahren dann eine bedeutende Rolle spielen. Das zweite Kapitel des 1908 erschienenen Romans beschreibt abendliche Gesprächsimpressionen in einem jüdisch-bürgerlichen Wiener Salon. Vom aktuellen Zionismus eines Wieners ostjüdischer Herkunft kommt das Gespräch auf getaufte Juden, Konfessionslosigkeit, Gefühle des Jüdischseins, Rassis- mus, den Antisemitismus der „Rabauken“ und der Gebildeten, den Antisemitismus unter Juden, Sozialismus und Kommunismus. Alles wird ironisiert, nichts hat im Gespräch Bestand, Ideologien werden zu Meinungen, Vorurteile zu Gesprächshal- tungen. Die ethnische, soziale und mentale Vielschichtigkeit alteingesessener Wie- ner, von Galizianern, von Ungarn, das Spiel mit den tradierten Bildern der „schönen Jüdin“, des „reichen“, des „gebildeten“ Juden lösen sich immer wieder auf in neuen Gesprächsbegegnungen. Diskussionsthemen jüdischer Sozialdemokraten, jüdischer Liberaler, jüdischer Deutschnationaler, jüdischer Reservisten werden angesprochen. Die Wiener Politik ist präsent, das Jüdische erscheint als ein kultureller und gesell- schaftlicher Wiener Reigen. Nicht selten ist die Verarbeitung der Wiener jüdischen Vergangenheit, die indivi- duelle, künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Jüdischsein in unterschiedlichen Perioden der österreichischen Kultur und Geschichte, erst durch Erfahrungen mit der Judenfeindschaft motiviert. Arthur Schnitzler bemerkte hierzu : „Meine Sprache ist Deutsch. Meine Kultur, meine Errungenschaften sind deutsch. Geistig betrachtete ich mich als einen Deutschen, bis ich die Zunahme antisemiti- scher Vorurteile in Deutschland und Deutschösterreich bemerkte. Seither bezeichne ich mich lieber als Juden.“ Noch radikaler formulierte dies Sigmund Freud 1932 in einem Brief an Arnold Zweig : „Wenn Sie mir von Ihren Grübeleien erzählen, kann 0 Siehe dazu : Bettina Riedmann : „Ich bin Jude, Österreicher, Deutscher“. Judentum in Arthur Schnitzlers Tagebüchern und Briefen, Tübingen : Niemeyer 2002; und : Frank Stern : „Wege ins Freie. Der Dichter der Akkulturation (1862–1931) und die Angst vor der Visualisierung des Jüdischen im Werk Arthur Schnitzlers (1945–2007)“, in : Die Tatsachen der Seele. Arthur Schnitzler und der Film, hg. von T. Ball- hausen, B. Eichinger, K. Moser, F. Stern, Wien : verlag filmarchiv austria, 2006, S. 171–206. Arthur Schnitzler : Der Weg ins Freie (erstmals erschienen 1908), Frankfurt am Main : Fischer 1990, S. 64 ff. Zitiert nach Yosef Hayim Yerushalmi : Freuds Moses. Endliches und unendliches Judentum. Berlin 1991, S. 65.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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