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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - 7 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Einleitung Was nicht im Baedeker steht es eine „Integration“, sogar eine „Assimilation“ gegeben hat, waren diese zweiseitig. Viele nichtjüdische Wiener und Österreicher sind von ihren jüdischen Kollegen, Ka- meraden, Nachbarn und auch Rivalen belehrt und inspiriert worden. Die Dialektik der jüdischen Emanzipation und Integration hatte eine starke Wirkung auf nichtjüdi- sche Österreicher. Wenn die Nazis von einer „Verjudung“ gesprochen haben, war das nicht so falsch, wie man nachher behauptete – das folgenschwere Problem damit war, dass diese „Verjudung“ als etwas Negatives betrachtet wurde und nicht als positiver, emanzipierender Einfluss auf Kultur und Gesellschaft. Juden hatten nicht nur in der Hochkultur einflussreiche Stellen inne, sondern auch in der Populärkultur, in der Welt der Unterhaltungskultur und des Showbusiness waren sie stark vertreten. Viele der populärsten Wienerlieder sind von Juden wie zum Beispiel Hermann Leopoldi komponiert, und auch in der Welt der Operette waren viele der Komponisten und noch ein größerer Teil der Librettisten (wie auch Impre- sarien, Sänger usw.) jüdisch. Diese jüdische Präsenz – wie später auch in Hollywood und im amerikanischen Fernsehen – war auf der Bühne oder im Film selten offen- sichtlich. Die meisten Unterhaltungsstoffe bezogen sich auf Prinzen und Mädchen. Manchmal konnte man auch eine jüdische Gestalt, einen jüdischen Helden, sehen und auch Themen, die der jüdischen Erfahrung entsprachen. Manche dieser Werke sind aus heutiger Sicht erstaunlich. Ein gutes Beispiel ist eine Operette – uraufgeführt im November 1914 in Wien : Frühling am Rhein klingt vom Titel wie ein Propagandastück für Deutschlands Hoff- nungen an der westlichen Front. Und es gibt wirklich ein patriotisches Lied in der Operette zum Thema „Frühling am Rhein“ und mehrere Bemerkungen zum Krieg. Aber das war die Welt der Wiener Operette. Der „Frühling“ des Titels ist ein Herr Moritz Frühling, ein jüdischer Kaufmann, der am Rhein wohnt. Frühling ist ein halbgebildeter, liebenswerter, ethisch guter Mensch, der mit jiddischen Worten (neb- bich, oi weh, Süppele usw.) spricht und witzelt. Er bringt auch eine „jüdische“ – wenn auch zweckgerichtete – Weltanschauung zum Vorschein. So singt er : „Das Leben ist e’ schwer’ Geschäft, Und was a braver Jud’ ist, Der denkt sich, was ihm immer trefft, Wer weiß zu was es gut ist !“ Edmund Eysler (Text : Carl Lindau, Beda und Oskar Fronz), Frühling am Rhein : Soufflier- und Regiebuch, Wien 1914. Ebd., S. 99. Ebd., S. 33.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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