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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - 31 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Einleitung 1Jüdische Lebenserinnerungen 1 Wenn jüdische Jugendliche Jugendorganisationen beitraten, so waren diese meist nichtjüdisch wie die Sozialistische Arbeiterjugend, der Verband Sozialistischer Mittel- schüler oder der Pfadfinderbund. Daneben existierten noch jüdische Pfadfinder sowie unpolitische bzw. religiöse jüdische Jugend- und Sportvereine. Die Minderheit, die bei zionistischen Jugendbewegungen war, begründet dies in der Regel mit dem vi- rulenten Antisemitismus, der sie zum Rückzug aus der nichtjüdischen Gesellschaft bewogen habe. Doch meist konnten sich junge jüdische WienerInnen offenbar eher mit dem Antisemitismus arrangieren als für den Zionismus begeistern. Sonia Wach- stein schreibt in ihrer Autobiografie, dass ihr Bruder Max (geb. 1905) sowohl in der Volks- als auch in der Mittelschule immer wieder tätlichen antisemitischen Angriffen ausgesetzt war und ein tapferer Kämpfer wurde. Mit vierzehn Jahren schloss er sich der zionistischen Jugendbewegung „Blau-Weiß“ an, doch gab er, das unpolitischeste Mitglied der Familie, diese bald zugunsten des Fußballs auf. Gad (Gerhard) Kirsch (geb. 1920) wurde ebenfalls oft Opfer antisemitischer Schläger. Im Gegensatz zur Familie Wachstein spielte in seinem Elternhaus Judentum keinerlei Rolle. Erste Ver- haltensmaßregeln, wie er Antisemiten zu begegnen habe, erteilte ihm der mit der Familie befreundete Schriftsteller Arthur Schnitzler. Er riet ihm, erwachsenen Antise- miten fest in die Augen zu sehen, antisemitische Kinder hingegen zu verprügeln. Ein anderer berühmter Freund der Familie Kirsch, Richard Beer-Hofmann, begeisterte Gad für den Zionismus, doch trat er erst 1936, als er seine Lehre in einem der tsche- chischen Betriebe seiner Familie absolvierte, dem Prager „Blau-Weiß“ bei. Mehr Anklang als bei „alteingesessenen“ bürgerlichen Jugendlichen fand die zionistische Jugendbewegung bei Flüchtlingen, die während des Ersten Welt- kriegs nach Wien gekommen waren. Denn diese waren besonders schwer von der wirtschaftlichen Not und dem Antisemitismus betroffen, litten aber auch unter der Ablehnung der Wiener Juden, die sie für dessen Anwachsen verantwortlich machten. Der „Haschomer Hazair“, entstanden aus zwei Jugendbewegungen, die jugendliche Kriegsflüchtlinge aus Galizien und der Bukowina nach Wien mit- gebracht und hier den neuen Gegebenheiten gemäß umgewandelt hatten, wurde Im Mai 1918 gab es in Wien vierzig ost- und westjüdische Jugendbewegungen mit ihren etwa 2000 Mitgliedern. In den Zwanzigerjahren ging die Mitgliederzahl durch die Auswanderung der ersten Pio- nierInnen nach Palästina und insbesondere durch die Rückkehr vieler Kriegsflüchtlinge in ihre Heimat zurück. Vgl.: Angelika Jensen, Sei stark und mutig ! Chasak we’emaz ! 40 Jahre jüdische Jugendbewegung am Beispiel der Bewegung Haschomer Hazair 1903–1943, Wien 1995. Wachstein, Hagenberggase 49, S. 53. In : Johanna Kirsch, Injoest, Kt. 17, Sig. 64. Beatrix Hoffmann-Holter, „Abreisendmachung“. Jüdische Kriegsflüchtlinge in Wien 1914–1923, Wien, Köln, Weimar 1995. Jensen, Sei stark und mutig, S. 33–47.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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