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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - 32 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Frank Stern · Barbara Eichinger Eleonore Lappin bald zur größten zionistischen Jugendbewegung. Für viele junge Flüchtlinge ver- loren in Wien die jüdischen religiösen Traditionen ebenso wie die Assimilation an Attraktivität. Umso mehr sprach sie das erklärte Ziel der zionistischen Jugend- bewegung, ein modernes selbstbewusstes Judentum schaffen zu wollen, an. 9 Be- wirkte der „Haschomer“ bei den meisten ostjüdischen Mitgliedern eine Entfer- nung vom traditionellen jüdischen Leben und eine Rebellion gegen die Religion ihrer Eltern, so lernten assimilierte jüdische WienerInnen hier oft erst praktiziertes Judentum kennen. Lisbeth Rosenthal (geb. 1922), die aus einer jüdisch bewuss- ten, aber assimilierten Familie stammte und den Religionsunterricht ebenso wie Gottesdienste als nichtssagend erlebt hatte, berichtet, beim „Haschomer Hazair“ erstmals erkannt zu haben, dass das Judentum keine „Versteinerte Religion“, son- dern eine „lebendige Nation“ war. Ihre „nationale Arroganz“ gegenüber antisemi- tischen Schulkolleginnen habe ihr deren Anerkennung erworben. 0 Bei Rosen- thals Bericht fallen die zionistischen Stehsätze auf. Doch zweifellos fand sie beim „Haschomer“ Freundschaften und eine jüdische Gemeinschaft, die ihr halfen, den Antisemitismus in der Schule zu bewältigen. Für die meisten in Wien geborenen Jugendlichen war der „Haschomer Hazair“ zu ideologisch und zu links. Sie schlossen sich bürgerlichen zionistischen Jugendbewe- gungen wie dem „Blau-Weiß“ und dem „Makkabi Hazair“ an. Auch diese stärkten das jüdische Bewusstsein ihrer Mitglieder und ließen sie ihre Zukunft als Arbeiter und Bauern in Palästina sehen. Chava Holtzmann (geb. 1923) lernte im „Makkabi Hazair“ Hebräisch, sang Erez-Israel-Lieder und las die Werke von A. D. Gordon, „der für Bodenarbeit und die Rückkehr zur Natur war“. Doch bisweilen wurde auch die Religion zur Stärkung des jüdischen Bewusstseins herangezogen. Grete Laskin (geb. 1921) besuchte mit dem Jugendbund „Gordonia“ jeden Samstag den Jugendgottes- dienst im Tempel in der Viaduktgasse. Die Eltern lehnten eine Mitgliedschaft in einer zionistischen Jugendbewegung häufig ab. Religiöse Familien fürchteten zu Recht, dass ihre Kinder bei den samstäg- lichen Treffen religiöse Gesetze wie die Schabbat-Ruhe verletzten, waren aber auch wegen der gemischtgeschlechtlichen Gruppen beunruhigt. Assimilierte Eltern wiederum lehnten den Zionismus ab, weil er die Jugendlichen von Österreich und Sperber, Die Wasserträger Gottes. 0 Lisbeth Rosenthal, geb. Schwarz, Injoest, Kt. 26, Sig. 109. Chava Holtzmann, geb. Henriette Nussbaum, Injoest, Kt. 65, Sig. 257. Hagen, Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit, S. 298. Ebd., S. 462. Chava Holtzmann, geb. Henriette Nussbaum, Injoest, Kt. 65, Sig. 257.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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