Seite - 34 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Frank Stern · Barbara
EichingerEleonore
Lappin
Furst, der inzwischen aktiver Zionist geworden war, zum Sportclub „Makkabi“, wo
er unter dem Kommando von Betar-Führern seine paramilitärische Ausbildung
nun auf Hebräisch fortsetzte und bei zionistischen Veranstaltungen Ordner-Dienste
versah. Der 1909 gegründete Sportverein „Hakoah“ konnte seine Breitenwirkung
und damit seine legendären Erfolge deshalb erringen, weil hier Sport stets wichti-
ger war als Politik. Dennoch bewirkte die Mitgliedschaft bei der „Hakoah“ auch
zionistische Sympathien. Ruth Lawrence (geb. 1921) wurde mit zwölf Jahren in
der „Hakoah“ als Schwimmtalent erkannt und gefördert. Bei der Makkabiade 1935
errang sie die Bronzemedaille. Über ihre ideologische Einstellung sagte sie rück-
blickend : „To be a Zionist was a ,must‘ – belonging to a Jewish Club and having
been to Palestine in 1935 to the Maccabiade. I certainly was a Zionist.“ Auch
bei Elisheva Susz (geb. 1919) stärkte die Teilnahme an der Makkabiade ihre zio-
nistische Überzeugung. Dass sich die „Hakoah“-Schwimmerinnen 1936 weiger-
ten, an der Olympiade im nationalsozialistischen Berlin teilzunehmen, machte sie
zu Heldinnen und Rollenvorbildern für die jüdisch bewusste Jugend. Als Judith
Deutsch, mehrfache österreichische Schwimmmeisterin und Rekordhalterin, im
Sommer 1936 ein Lager des Zwi-Perez-Chajes-Realgymnasiums am Keutschacher
See in Kärnten besuchte, wurde sie stürmisch gefeiert. Für Chava Holtzmann war
diese Begegnung mit ein Grund, sich der zionistischen Jugendbewegung „Makkabi
Hazair“ anzuschließen.
Vom Ständestaat zum „Anschluss“
Sieht man von jenen SozialdemokratInnen ab, die Österreich bereits ab 1933 aus
politischen Gründen mehr oder weniger freiwillig verließen, so zeigen sich die
meisten AutorInnen vom „Anschluss“ im März 1938 überrumpelt. Noch mehr scho-
ckierte sie die Brutalität der antijüdischen Ausschreitungen, die unmittelbar nach
dem Einmarsch der Deutschen begannen. Sonia Wachstein (geb. 1907) besuchte im
Sommer 1937 einen Freund in Palästina und nahm dessen Heiratsantrag nicht an,
Betar = Brit Trumpeldor, Jugendbewegung der rechten Zionisten-Revisionisten.
Furst Ulrich Richard, Injoest, Kt. 8/2, Sig. 38.
John Bunzl (Hg.), Hoppauf Hakoah. Jüdischer Sport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart,
Wien 1987.
Ruth Lawrence, geb. Langer, 21.5.1921 in Wien, Kt. 19, Sig. 72.
Hagen, Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit, S. 408.
Chava Holtzmann, geb. Henriette Nussbaum, 5.7.1923 in Wien, Kt. 65, Sig. 257.
Siehe z. B.: Spiel, Die hellen und die finsteren Zeiten ; Simon, Augenzeuge ; Hindels, Autobiografie.
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Buch Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus"
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Titel
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Untertitel
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Autor
- Frank Stern
- Herausgeber
- Barabara Eichinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2009
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 558
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519