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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 37 -
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Seite - 37 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Einleitung Jüdische Lebenserinnerungen in sogenannten „Hachschara“-Lagern für landwirtschaftliche Arbeiten in Palästina ausbilden, um so ein begehrtes Einreisezertifikat der britischen Mandatsbehörden zu erlangen. Die Lager stärkten die zionistischen Überzeugungen, boten jüdisches Ge- meinschaftsleben und eine Rückzugsmöglichkeit sowie Schutz vor den nationalsozia- listischen Diskriminierungen, Demütigungen und Übergriffen, welche das jüdische Leben in Wien prägten. 0 Dennoch erwähnen auffallend viele Überlebende in ihren Erinnerungen Hilfeleis- tungen durch „ArierInnen“. Neben NachbarInnen, die heimlich Lebensmittel vor die Tür stellen, gibt es einzelne häufig wiederkehrende Helfergruppen wie Hausmeister- Innen, treue Hausgehilfinnen und Kindermädchen. Häufig leisten (ehemalige) Be- kannte und Schulkollegen, die sich nun als illegale Nationalsozialisten zu erkennen geben, wertvolle, bisweilen lebensrettende Hilfe, die mit ambivalenten Gefühlen an- genommen wird. In der Retrospektive betrachten die Vertriebenen keineswegs alle ÖsterreicherIn- nen als Nazis. Viele planten, nach Kriegsende, sobald der „Nazispuk“ vorbei wäre, zurückzukehren. Harry Dayan (geb. 1920) meldete sich in Palästina freiwillig zur britischen Armee, wo er zusammen mit anderen Österreichern diente. Die Stimmung gegenüber der alten Heimat war positiv, man freute sich, als Österreich 1943 als von Hitler-Deutschland okkupiertes Land anerkannt wurde. 0 Der endgültige Bruch erfolgte nach dem Krieg. Dayan bezeichnet das Verhalten der Zweiten Republik gegenüber den jüdischen Rückstellungsforderungen als „skandalös“, seine derzeitige Beziehung zu Österreich als Hassliebe. 0 Immer wieder werfen Überlebende den Ös- terreicherInnen mangelnde Schuldeinsicht und Selbstmitleid vor. 0 Dieses Verhalten nach dem Krieg war für sie ebenso enttäuschend wie das in der ns-Zeit. Bei vielen bewirkte erst diese neuerliche Enttäuschung den endgültigen Bruch mit Wien und Österreich. Eine neuerliche Annäherung an die alte Heimat erfolgt daher vorsichtig. Lisa de Curtis (geb. 1921) schreibt, dass Österreich das Land sei, wo sie mehr Freunde habe als irgendwo anders, aber es sei auch das Land ihrer Verfolger. 0 Dieses ambi- valente Naheverhältnis zur alten Heimat, der sie nie wieder wirklich trauen können, 0 Towa Bar Niw, Injoest, Kt. 2, Sig. 6. 0 Anlässlich der Moskauer Außenministerkonferenz vom 19. bis 30. 10. 1943 verfassten die Außen- minister von Großbritannien (A. Eden), usa (C. Hull) und uDssr (W. M. Molotow) die sogenannte „Moskauer Deklaration“, welche Österreich als erstes Land, das der Angriffspolitik Hitlers zum Opfer gefallen sei, anerkannte. 0 Harry Dayan (ehem. Dutka), Injoest, Kt. 5, Sig. 20. 0 Vgl. z. B.: Margarete Klein, geb. Beck, Injoest, Kt. 17, Sig. 65 ; Hans Robert Fliegel, Injoest, Kt. 8/1, Sig. 31/1–31/4. 0 Lisa de Curtis, geb. Heilig, Injoest, Kt. 5, Sig. 21/1, 21/2.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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