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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Antisemitismus 1900–1938 1 Eckpunkte der Veränderungen und Spezifika Die Eckpunkte für die Verstärkung der Judenfeindschaft lassen sich leicht benennen. Mit dem Wahlerfolg 1895 und dem Erhalt der Mehrheit bis 1918 prägten Christ- lichsoziale die erste Phase. Der bereits genannte Ritualmordprozess rund um den Polnaer Fall endete im November 1900 mit einem Todesurteil gegen den jüdischen Angeklagten, das später in eine Haftstrafe abgewandelt wurde. Nach dem Erfolg der Antisemiten in Wien und der Popularität des Bürgermeisters Karl Lueger ging es vielmehr um die Konsolidierung innerhalb des politischen Systems. 1907 konnte der Antisemitismus auf politischer Ebene einen wichtigen Erfolg feiern : Die Christlich- sozialen gingen im Reichsrat mit den Konservativen zusammen und stellten damit die stärkste Parlamentsfraktion. Andererseits schien sich die Lage zu beruhigen. Die christlichsozialen Antisemiten agierten weiter verbalradikal und benachteiligten jü- dische Bewerbende auf kommunaler Ebene, dennoch war es für viele Juden und Jü- dinnen offensichtlich möglich, sich mit der Situation zu arrangieren und sich daran zu gewöhnen. Dieses Arrangieren zog sich bis 1938 durch und spitzte sich zu, als die Austrofaschisten als einziger Schutz gegen die drohende nationalsozialistische Dikta- tur übrig geblieben waren. Der Erste Weltkrieg wirkte zunächst integrativ für die Beziehungen, das ge- meinsame Feindbild schien nach dem Mord in Sarajevo klar, die jüdischen Männer kämpften Seite an Seite mit anders Religiösen, und die Zensur unterband zunächst antisemitische Verbalexzesse. Die österreichisch-ungarische Armee konnte sich keine antijüdischen Ausritte leisten wie das deutsche Heer, das mit der Judenzählung 1916 dem Vorurteil von „jüdischen Drückebergern“ aufsaß. Gegen eine einzelne Gruppe innerhalb der österreichisch-ungarischen Armee vorzugehen hätte für den labilen Zu- sammenhalt Sprengkraft besessen, da sich das Misstrauen auch gegen andere Gruppen hätte richten können. Die Loyalitätsbekundungen und die Kriegsbeteiligung zählten für die jüdische Bevölkerung am Kriegsende nur mehr wenig und hatten auf längere Sicht kaum integrative Wirkung. Dennoch glaubten viele jüdische Kriegsteilnehmer fälschlicherweise bis weit in die nationalsozialistische Zeit, dass sie der Frontkämpfer- status schützen würde. Pauley nennt diese Phase „scheinbarer Rückgang des österreichischen Antisemitismus“. Vgl. Bruce F. Pauley, Eine Geschichte des österreichischen Antisemitismus. Von der Ausgrenzung zur Auslöschung, Wien 1993, S. 80ff. Jacob Rosenthal, „Die Ehre des jüdischen Soldaten“. Die Judenzählung im Ersten Weltkrieg und ihre Folgen, Frankfurt am Main, u. a. 2007. David Rechter, The Jews of Vienna and the First World War, London 2001 ; Marsha L. Rozenblit, Recons- tructing a National Identity. The Jews of Habsburg Austria during World War I, Oxford, New York 2001.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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