Seite - 54 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Albert Lichtblau
kratie irrelevant, ihnen galt sie als judenfreundliche Partei und als „Judenschutzpartei“.
Die untergriffigen Attacken antisemitischer Politiker und Medien zielten besonders
auf jene sozialdemokratischen Politiker, die jüdischer Herkunft waren. Trotz vereinzel-
ter antijüdischer Tendenzen können die sozialdemokratischen Wahlerfolge ab 1918 als
wichtiges Indiz dafür gelten, dass der Antisemitismus nur ein beschränktes politisches
Mobilisierungspotenzial auf die urbane Bevölkerung ausübte. Mit einer Ausnahme
der Nationalratswahl von 1920 erzielte die Sozialdemokratische Partei in Wien immer
absolute Mehrheiten zwischen 50 und fast 60 Prozent.
Tabelle 4 : Wahlergebnisse Wien nach 1918 (in Prozent)
Gemeinderatswahlen
Wahl 4. Mai 1919 54,2 27,1 5,4 2,6 0,0 8,4 1,9 0,4 100
Wahl 21. Okt. 1923 55,9 33,0 4,9 1,7 1,3 0,7 2,4 0,1 100
Wahl 24. April 1927 60,3 37,0* 1,3 0,6 0,0 0,6 0,2 100
Wahl 24. April 1932 59,0 20,2 18,9** 0,0 1,9 0,0 0,0 0,0 100
Nationalratswahlen
Wahl 16. Feb. 1919 55,4 22,3 7,5 6,9 0 6,9 0,8 0,2 100
Wahl 17. Okt. 1920 47,0 30,1 9,5 4,3 1,5 4,1 2,0 1,5 100
Wahl 21. Okt. 1923 55,5 32,8 5,2 1,9 1,3 0,8 2,4 0,1 100
Wahl 24. April 1927 59,6 36,4 1,3 0,7 0,0 0,9 1,1 100
Wahl 9. Nov. 1930 59,0 23,7 12,7*** 0,0 0,9 0,0 0,0 3,7**** 100
**** Die Einheitsliste erhielt 36,5 Prozent der Stimmen, die Völkischsozialen 0,5 Prozent.
**** 17,4 Prozent entfielen auf die nsDaP, auf die Volkspartei 0,8 Prozent und 0,7 Prozent auf die Groß-
deutschen.
**** 10,4 Prozent entfielen auf den Schober-Block und 2,3 Prozent auf die nsDaP.
**** Davon entfielen zwei Prozent auf den Heimatblock.
Quelle : Maren Seliger, Karl Ucakar, Wahlrecht und Wählerverhalten in Wien 1848–1932. Privilegien, Par-
tizipationsdruck und Sozialstruktur, Wien, München 1984. S. 228, 230, 232, 236, 238–240, 244f., 249f.,
254f.
Die kPö mag zwar wegen ihrer Radikalität und der Aufmerksamkeit durch die kurz-
lebigen Räterepubliken im benachbarten Bayern und Ungarn, aber natürlich auch
durch den Erfolg der bolschewistischen Revolution Aufmerksamkeit auf sich gezogen
haben, war aber – von der Sozialdemokratie links umgarnt – politisch de facto be-
deutungslos, obwohl sie in der Radikalisierungsphase der 1930er-Jahre einen Stim-
zurück zum
Buch Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus"
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Titel
- Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
- Untertitel
- Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
- Autor
- Frank Stern
- Herausgeber
- Barabara Eichinger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2009
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78317-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 558
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort XI
- Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
- Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
- Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
- Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
- „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
- Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
- Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
- Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
- Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
- Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
- Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
- Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
- „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
- Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
- Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
- „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
- „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
- Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
- From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
- Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
- Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
- David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
- Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
- Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
- Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
- Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
- „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
- Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
- Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
- Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
- Personenregister 491
- Sachregister 503
- Biografien 519