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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 69 -
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Seite - 69 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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„Hinaus mit den Juden !“ Karikiererei wird herangezogen, die geschmacklosesten Mätzchen sind gut genug, um Lachen zu erzeugen. Die Regie des Films kann nur als dilettantisch bezeichnet werden. Sie ist läppisch und naiv hilflos und albern. Dieses Erzeugnis der H.K. Bres- lauer-Gesellschaft wird den sehr schwankenden Ruf der österreichischen Filmindus- trie kaum verbessern.“ Belegt sind außer in Wien Vorführungen etwa in Wiener Neustadt, wo junge Ha- kenkreuzler gezielt eine Vorführung störten und Stinkbomben in den Kinosaal war- fen. Die Nazi-Publikation Deutsche Arbeiter-Presse – Erscheinungsort Wien – kom- mentierte stolz das Ereignis auf ihre Weise : „Die ganze Judenpresse ist wieder einmal furchtbar empört über die bösen Hakenkreuzler, die am 11. Oktober d. M. in Wie- ner-Neustadt einen Radau schlugen, als man im dortigen Zentralkino den Film ‚Die Stadt ohne Juden‘ zur Aufführung brachte. Wer Gelegenheit hatte, dieses Machwerk zu sehen, in dem Hugo Bettauer noch weit mehr als in einem gleichnamigen Roman alles arische Empfinden verhöhnt, verspottet und in den Kot zerrt, der muß sich nur wundern, daß die Wiener-Neustädter Bevölkerung sich damit zufrieden gab, ihr Mißfallen nur durch einige Zwischenrufe kundzugeben.“ „Es wäre“, so die Deutsche Arbeiter-Presse weiter, „Vor allem Pflicht der Behörde gewesen […] die arische Bevöl- kerung vor der maßlosen Beleidigung zu schützen, die schon allein in der Aufführung dieses Films überhaupt liegt.“ Eine Vorführung des Films in Linz im August 1924 wurde vermutlich aus Angst vor Nazi-Demonstrationen untersagt. Erst zwei Jahre später, im Jahre 1926, wurde der Film in Berlin gezeigt. Warum die lange Pause zwischen der Wiener und der Berliner Vorführung eintrat, ist nicht bekannt. Möglicherweise war es nicht leicht, einen Verleih zu finden. Wie auch immer : Die Verleihfirma sah sich veranlasst, das Publikum im Vorhinein zu warnen : „Es handelt sich bei dem heute gezeigten Spiel- film um ein Tendenzstück, die Direktion bittet daher, Beifall oder Mißfall nicht laut zu äußern.“ Die deutschen Filmkritiken waren durchwegs negativ. Ein kurzes Zitat aus einer Kritik : „Auch Kitsch muß gekonnt sein.“ Erst 1928 ist wieder vom „Skandalfilm“ Die staDt ohne JuDen die Rede. Der Film sollte in New York vorgeführt werden, doch die Zensurbehörde sprach sich zu- nächst dagegen aus. Der Grund : Der Film würde die Empfindlichkeit der Rassen herausfordern. Die Behörde dürfte dann nachgegeben haben. Mehr wissen wir leider nicht. Der Roman lag bereits in einer amerikanischen Übersetzung vor, die heute Fritz Rosenfeld in : Arbeiter-Zeitung, Nr. 208, 29. Juli 1924, S. 10. Deutsche Arbeiter-Presse. Nationalsozialistisches Kampfblatt für Deutschösterreich, Folge 42, 18. Oktober 1924, S. 6. Ebd. „(-e.)“, in : Film-Kurier, 21. Juli 1926.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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