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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 74 -
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Seite - 74 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Gabriele Anderl Vergabe an konkrete Organisationen beziehungsweise Personen zuständig waren. Die Zahl der an die einzelnen Bünde vergebenen Zertifikate war von der jeweiligen Mit- gliederzahl abhängig. Diese Regelung war Anlass für ständige Konflikte und zugleich für ein heftiges Werben der einzelnen Bünde um Mitglieder. Innerhalb des Palästina- Amtes entschied eine aus Vertretern der verschiedenen zionistischen Fraktionen zu- sammengesetzte Kommission über die Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten. Es gab verschiedene Kategorien von Zertifikaten. Für jene der Kategorie „A“ waren bestimmte Mindestkapitalien erforderlich. Sie wurden an Angehörige freier Berufe, Handwerker sowie Personen mit gesichertem Einkommen vergeben. Der größte Be- trag – tausend Palästina-Pfund – war für die sogenannten „Kapitalistenzertifikate“ erforderlich. Unter die Kategorie „B“ fielen Rabbiner, Schülerinnen und Schüler so- wie Studentinnen und Studenten, deren Unterhalt in Palästina gesichert war, sowie ab 1933 die Mitglieder der „Jugend-Alija“. „C“-Zertifikate wurden an Arbeiterinnen und Arbeiter vergeben, die eine entsprechende Vorbildung in handwerklichen oder landwirtschaftlichen Berufen vorweisen konnten, jene der Kategorie „D“ an Perso- nen, die von bereits im Land Ansässigen erhalten werden konnten. Das Wiener Palästina-Amt war von der Polizeidirektion und dem Staatsamt für Inne- res ermächtigt, Identitätsbescheinigungen und „grüne Legitimationen“ für die Einreise nach Palästina auszustellen. Seine „Passabteilung“ musste für Tausende Personen, die infolge der verworrenen politischen Verhältnisse keine Pässe besaßen, die entsprechen- den Dokumente sowie Transitvisa für die Weiterreise beschaffen. Das Palästina-Amt war auch für die nötigen Verhandlungen mit den österreichischen und italienischen Bahn- behörden sowie der italienischen Schifffahrtsgesellschaft „Lloyd Triestino“ zuständig. Wegen der wiederholten Sperrung von Grenzen sowie der Land- und Seewege auf- grund von Streiks, politischen Unruhen und Quarantänebestimmungen stauten sich in Wien manchmal Hunderte Personen, deren eigentliches Ziel Palästina war. Die einheimische Bevölkerung im Nachkriegsösterreich, wo Hunger und Arbeitslosigkeit herrschten, reagierte misstrauisch und feindselig auf die Präsenz dieser „Ostjuden“. Diese wurden bis zur Fortsetzung ihrer Reise in leer stehenden Kasernen, Fabriken und Gasthäusern einquartiert. Einer für das Palästina-Amt tätigen Ärztegruppe oblag die Auswahl der Einwanderer für Palästina nach körperlichen und gesundheitlichen Kriterien. In dem vom Palästina- Amt herausgegebenen Handbuch war – den Denkmustern und dem Sprachgebrauch Siehe dazu ausführlicher Gabriele Anderl, „Emigration und Vertreibung“, in : Erika Weinzierl, Otto D. Kulka, Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft, Wien, Köln, Weimar 1992, S. 169 ff. Siehe dazu u. a. Herbert Rosenkranz, Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938– 1945, Wien 1978, S. 115.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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