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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 89 -
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Seite - 89 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Generationenkonflikte Krivoshein betrachteten die Briten in Palästina als Besatzungsmacht und sprachen folglich nicht von illegaler, sondern von „freier“ Einwanderung. Anfang 1937 lief unter dem Codenamen „Af al pi“ („Trotz allem“) ein erstes klei- nes Schiff mit 16 Personen von Athen aus und erreichte, von den Briten unbemerkt, die Küste Palästinas. Es erwies sich als nahezu unmöglich, für diesen und die folgen- den Transporte vor dem „Anschluss“ österreichische Teilnehmer zu finden – wohl nicht zuletzt wegen des Widerstandes der Eltern. Die illegalen Transporte, die vor 1938 als Experiment mit einigen Dutzend Per- sonen begonnen hatten, wurden allerdings wenig später, nach der Annexion Öster- reichs an das „Deutsche Reich“, zu einem groß angelegten Rettungsprogramm aus- gebaut. Die zionistischen Organisationen während des Austrofaschismus Jene Jüdinnen und Juden, die nach 1933 aus Österreich flohen, taten dies primär aus politischen Gründen – nämlich weil sie Angehörige der verbotenen politischen Linksparteien waren. Diese Menschen wählten jedoch nur selten Palästina als Zu- fluchtsland. Die bevorzugten Zielländer waren vielmehr die Tschechoslowakei, die Sowjetunion, Spanien und westeuropäische Staaten. Jene Jüdinnen und Juden, die zur Zeit des „Ständestaates“ nach Palästina auswan- derten, mussten also größtenteils nicht vor einer unmittelbaren Bedrohung fliehen, wie der Politologe Anton Pelinka betont. Dennoch war die Propagierung der Aus- wanderung nach Palästina durch zionistische Organisationen sehr wohl auch eine Reaktion auf den zwar nicht regierungsoffiziellen, sehr wohl aber vorhandenen Anti- semitismus in Österreich. Jene, die sich zur Emigration entschlossen, verließen eine für sie höchst unwirtliche Gesellschaft, in der die hasserfüllte Abneigung gegen alles Jüdische selbstverständlicher Bestandteil des politischen und sozialen Klimas war. Dieses sei, so Pelinka, allerdings kein Produkt des Ständestaates gewesen und in die- sem Sinn das Ende der Ersten Republik nicht als einschneidende Zäsur im Hinblick auf die Auswanderung nach Palästina zu werten. Es gab jedoch im „christlichen Ständestaat“ sehr wohl eine dem System immanente Bevorzugung von Katholiken. Und es gab Maßnahmen seitens der Regierung, die von Jüdinnen und Juden sehr wohl als antisemitisch empfunden wurden. So wurde im September 1934 gemäß einem Geheimerlass an einem Teil der allgemeinen Volks- Anderl, Emigration und Vertreibung, S. 256 ff. Pelinka, Emigration, S. 13 ff.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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