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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 103 -
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Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt 10 der Bukowina ; 3. Die revolutionäre Umbruchstimmung nach Kriegsende bewirkte, dass die Zionisten mit ihren nationalen Forderungen nach Selbstbestimmung stärkere Unterstützung in der jüdischen Bevölkerung fanden. 0 Von entscheidender Bedeutung war die Notwendigkeit einer Neudefinition jüdi- scher Identität in einem Nationalstaat, dessen Bevölkerungsmehrheit sich als zum deutschen Volk gehörig definierte. Die zionistische Forderung nach Anerkennung der Juden als Nation und der Gewährung von Minderheitenrechten fand bei der Mehrheit der jüdischen Bevölkerung zwar keinen Anklang, doch die darin enthaltene Forderung nach Zugehörigkeit zu einer jüdischen Ethnizität dürfte beim Großteil der jüdischen Bevölkerung auf Zustimmung gestoßen sein. Hierzu müssen auch die Herausgeber bzw. die Leser und Leserinnen der Zeitungen des sogenannten libe- ralen Judentums gezählt werden, nämlich jene der Wahrheit als Organ der deutsch- österreichischen Union, aber auch der dieser nahestehenden ÖW. Beide müssen als Gegner der zionistischen Bewegung im Kontext des politischen Zionismus und der Anerkennung der Juden als Nation in Österreich angesehen werden. Doch sowohl die Wahrheit als auch die ÖW standen dem Zionismus im Sinne von Kulturzionismus und ethnischer Zusammengehörigkeit – als „Stammesgenossen“ – positiv gegenüber. Dieses Konzept, um die religiöse Komponente erweitert, vertrat auch die führende orthodoxe Zeitung, das Wochenblatt Jüdische Korrespondenz, das in Wien und Brati- slava erschien und antizionistisch war. Eine Besonderheit im jüdischen Pressewesen Österreichs war dessen bürgerliche Orientierung. Dies betrifft auch die zionistische Bewegung, wo die bürgerlich orien- tierten Zionisten und Zionistinnen die dominierende Kraft im Österreich der Zwi- schenkriegszeit waren. Jene Organisationen, die der zionistischen Arbeiterbewegung zuzurechnen sind, verloren im Wien der Nachkriegszeit durch den Wegfall der Mehr- heit ihrer Anhänger in den östlichen Provinzen der Monarchie und der Auswande- rung führender Funktionäre hingegen rasch an Bedeutung. Eine Ausnahme ist die Zeitung der politisch linken Poale Zion, die Freie Tribüne. Sie erschien von 1919 bis 1921. Nach der Spaltung der Poale Zion in einen linken und rechten Flügel und einer teilweisen Wiedervereinigung wurden ab 1924 z. B. Unsere Tribüne 1924 bis 1926 und Der Jüdische Arbeiter 1927 bis 1934 publiziert. Die Präsenz zionistischer Publi- 0 Vgl. David Rechter, Jews of Vienna. And the First World War, London 2001, S. 88 und S. 165. Marsha Rozenblit, „Jewish Etnicity in a New Nation-State. The Crisis of Identity in the Austrian Repu- blic“, in : Brenner, Penslar (Hg.), In Search of Jewish Community, S. 134–153, S. 139–146. Die ÖW erscheint am 20.2.1920 zum letzten Mal. Als Grund für die Einstellung wurde eine längere Auslandsreise von Bloch angegeben. Gleichzeitig wurde die Wiederherausgabe angekündigt, die aber nie stattfand. ÖW, 20.2.1920, S. 1 ; vgl. Joseph Bloch, Erinnerungen aus meinem Leben, Wien 1922. Poale Zion und die nichtzionistische jüdische Arbeiterpartei „Bund“ publizierten 1919–1921 auch jid-
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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