Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 106 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 106 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

Bild der Seite - 106 -

Bild der Seite - 106 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

Text der Seite - 106 -

10 Dieter Hecht ist Wahrheit“ Mitte der Zwanzigerjahre lautete der Titel : „Die Wahrheit. Österreichi- sche Wochenschrift für jüdische Interessen. Veröffentlichungen der Union deutsch- österreichischer Juden.“ Anfang der Dreißigerjahre änderte sich der Titel abermals zu „Jüdische Wochenschrift. Die Wahrheit“. Die Veränderungen des Titels lassen Rückschlüsse auf ideologische Verschiebungen zu : von einer traditionell-religiösen Einbettung über die Betonung politischer Anliegen in den Zwanzigerjahren bis zu deren Rücknahme und der Betonung von gesellschaftlichen und kulturellen Anliegen in den Dreißigern. Eine genaue Aufarbeitung und Analyse der Zeitung ist allerdings noch immer ein Desideratum. Während der Zwanzigerjahre wurde die Wahrheit von Ludwig Hirschfeld und ab 1931 von seinem Sohn Oskar Hirschfeld herausgegeben. Regelmäßige Mitarbeiter der Zeitung waren u. a. der Rabbiner und Historiker Max Grunwald und der Prä- sident der Österreich-Israelitischen Union Jakob Ornstein. Auch Frauen schrieben regelmäßig in der Wahrheit, vor allem über Erziehungsfragen, Sozialarbeit und Litera- tur. Zu den häufigsten Mitarbeiterinnen zählten Rosa Stransky und Clotilde Benedikt sowie Beate Baumgarten mit Gedichten. 1926/27 gab es sogar die Frauenrubrik „Jü- dische Frauenideale“, die unregelmäßig erschien. Die meisten Artikel dieser Rubrik stammten jedoch von Max Grunwald 9, der über historische jüdische Frauen schrieb. Darüber hinaus gab es auch andere Rubriken wie „Kunst und Literatur“. Die Bericht- erstattung beschäftigte sich ausführlich mit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (ikg), kulturellen Aktivitäten jüdischer Organisationen sowie mit Familienereignis- sen wie Hochzeiten und Todesfällen. Der Umfang der Wahrheit belief sich meistens auf sechzehn Seiten. Das Engagement von führenden Mitgliedern der ikg wie Jakob Ornstein und die ausführliche Berichterstattung über die Gemeinde hatten mehrere Gründe. Die Wahrheit fungierte ab den Zwanzigerjahren immer mehr als das Sprachrohr der Ös- terreich-Israelitischen Union. Diese war 1886 für den Kampf gegen Antisemitismus und die Stärkung jüdischen Selbstbewusstseins sowie zur Förderung gesellschaftli- cher Integration gegründet worden. 0 Sie war die dominierende politische Fraktion in der Kultusgemeinde Wien und hatte bis 1932 durch verschiedene Koalitionen die Mehrheit im Vorstand. So verwundert es nicht, dass die Wahrheit zum einem als Sprachrohr der Union fungierte und gleichzeitig die amtlichen Mitteilungen der Kultusgemeinde publizierte. Dies änderte sich erst, als die zionistischen Fraktionen, Max Grunwald war verheiratet mit Margarete Bloch, der Tochter von Josef Samuel Bloch. Zu bio- grafischen Angaben zu Margarete und Max Grunwald vgl. Evelyn Adunka, Exil in der Heimat. Über die Österreicher in Israel, Innsbruck 2002, S. 93–105. 0 Robert Wistrich, The Jews of Vienna in the Age of Franz Joseph, Oxford 1990, S. 311. Freidenreich, Jewish Politics in Vienna 1918–1938, S. 219.
zurück zum  Buch Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus"
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938