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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
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Seite - 113 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

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Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt 11 sich als deutsch und christlich definierte, wurde zunehmend prekärer. Unter Engel- bert Dollfuß und seinem Nachfolger Kurt Schuschnigg wurde zwischen 1933 und 1938 ein faschistischer Einparteienstaat errichtet. Offiziell waren Juden und Jü- dinnen weiterhin gleichberechtigte StaatsbürgerInnen und die Regierung verurteilte öffentlich den Antisemitismus. Jüdische Politiker wie Jakob Ehrlich und Desider Friedmann wurden in offizielle Gremien wie den Bürgerrat der Stadt Wien und den Staatsrat berufen. Doch die Regierung forcierte durch ihre Funktionäre und Organi- sationen Antisemitismus in allen Lebensbereichen. Gleichzeitig förderte die Regie- rung die zionistische Bewegung, weil der Zionismus als Instrument der Segregation zwischen Christen und Juden diente. So konnten linksorientierte Gruppen bzw. Par- teien, sofern sie sich nicht mit Österreich bzw. österreichischer Politik befassten, auch innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde weiter agieren. Zum Beispiel kandidierte die Poale Zion unter dem Namen „Soziale Arbeitsgemeinschaft – Liste des arbeiten- den Palästina“ bei den Wahlen zur Israelitischen Kultusgemeinde im Jahr 1936. Diese veränderten Verhältnisse spiegeln auch die Zeitungsinhalte wider. In der Nachkriegszeit lagen die Themenschwerpunkte auf dem jüdischen Leben in Öster- reich und in den Nachfolgestaaten. So berichtete die Jüdische Zeitung im Novem- ber/Dezember 1918 ausführlich über die Gründung des „Jüdischen Nationalrates für Deutsch-Österreich“, die Ausrufung der Republik Österreich war dagegen nur ein untergeordnetes Thema. Im Gegensatz dazu ist ab 1934 neben jüdischen Themen die Politik des austrofaschistischen Regimes ein integraler Bestandteil der Bericht- erstattung in jüdischen Zeitschriften. Das Verbot von sozialistischen bzw. kommu- nistischen Zeitungen im Jahr 1934 betraf die jüdische Presse nur vereinzelt, weil die Mehrheit der Zeitungen bürgerlich orientiert war und sich mit dem Regime arran- gieren konnte. Die Zeitung der Poale Zion, Jüdischer Arbeiter, erschien aber nur bis zum Bürgerkrieg im Februar 1934. Im bürgerlich orientierten Bereich kam es auch zu jüdischen Zeitungsgründungen. Beispielsweise konnte die WiZo-Österreich als bürgerliche Frauenorganisation von 1935 bis 1938 eine Monatszeitschrift lancieren, nämlich Die Jüdische Frau, die zu einem wichtigen Kommunikationsmittel der jüdi- schen Frauenbewegung wurde. In einer Frauenzeitung standen jüdischen Journalis- tinnen weiterhin alle Themenbereiche offen, die ihnen sonst im Zuge des allgemeinen Verdrängungsprozesses von Frauen aus der Öffentlichkeit, d. h. auch aus der Presse, Emmerich Tálos, Walter Manoschek, Aspekte politischer Struktur des Austrofaschismus, in : Emmerich Tálos, Wolfgang Neugebauer (Hg.), Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur 1933–1938, Wien 2005, S. 124–160. Harriet Freidenreich, Jewish Politics in Vienna 1918–1938, Bloomington 1991, 186 f. Die Stimme, 11.10.1936, S. 1. WiZo. Die Jüdische Frau, Wien 1935–1938.
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Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
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