Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Seite - 120 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 120 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

Bild der Seite - 120 -

Bild der Seite - 120 - in Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus

Text der Seite - 120 -

1 0 Marcus G. Patka Landes. Der Aufbau Palästinas ist keine Privatsache, sie ist insbesondere seit der Man- datserklärung Lord Balfours eine Sache des gesamten Judentums und jeder Jude kann und soll, ohne seiner Überzeugung etwas zu vergeben, daran teilnehmen.“ 0 Auch folgendes Zitat belegt, dass der Ausbau der Assimilation vielfach dem Zio- nismus vorgezogen wurde : „Für die Juden stehen zwei Wege offen, um ihre Existenz zu behaupten und ihre Zukunft zu sichern. Der eine Weg ist der Anschluß an den Zionismus, also der Auszug in großen Massen jüdischer Arbeitskräfte und jüdischen Kapitals nach dem palästinensischen Staat, der andere Weg ist die Mitarbeit nach besten Kräften an der Verwirklichung der paneuropäischen Konzeption. Paneuropa ist gleichbedeutend mit der Ausschaltung des nationalen Fanatismus, nachdem er durch ein einheitliches Staatengebilde die Reibungsflächen zwischen den Nationen abschafft. Paneuropa ist gleichbedeutend mit der Ausschaltung der wirtschaftlichen Gegensätze, nachdem es sämtliche europäischen Länder in ein einheitliches Zoll- und Verkehrssystem schließt ; Paneuropa ist der einzige Erlöser der ins Elend versunkenen Massen. Nachdem aber der Nationalismus, wirtschaftliches und soziales Elend die Hauptgründe des modernen Antisemitismus sind, so ist es klar, daß der paneuropäi- sche Gedanke eine Zielsetzung ist, an welcher das Judentum in hervorragender Weise interessiert ist.“ Der Artikel diente der Begrüßung der 1926 gegründeten Paneuro- päischen Union, die sich unter Richard Coudenhove-Kalergi aber zusehends in ein katholisch-konservatives Fahrwasser bis hin zu Dollfuß und Mussolini bewegte, wes- halb es zu keinen weiteren Beifallsbekundungen seitens der B’nai B’rith kam. Doch sie hatte ihren eigenen Weg einer europäischen Einigung, so fanden die Tagungen 1926 und 1932 der am 14. September 1925 in Prag gegründeten Arbeitsgemeinschaft außeramerikanischer Distrikte in Wien statt, die weiteren in Prag, Berlin und Zürich. Hierbei wurden in wechselnder Besetzung B’nai B’rith-Brüder aus Deutschland, der Schweiz, der Tschechoslowakei, den Niederlanden, Rumänien, Polen, England, der Türkei und mitunter auch aus Palästina begrüßt. Bereits 1929 schrieb Rabbiner David Feuchtwang völlig illusionslos über den Nationalsozialismus : „In Deutschland ist die Lage der Juden konstant. Das Haken- kreuz reagiert noch immer in den bekannten deutsch-nationalen Kreisen und ruft da und dort Exzesse hervor, die symptomatisch in Schändungen jüdischer Friedhöfe und Grabsteine ausarten zur Schmach der vielgepriesenen deutschen Kultur und Bil- 0 Ansprache des s. w. Großpräsidenten Dr. Edmund Kohn anlässlich seiner Wahl am 19. März 1927, in : B’nai B’rith Mitteilungen für Österreich 5/1927, S. 136–137 Emil Abraham, „Wir Juden und Paneuropa“, in : B’nai B’rith Mitteilungen für Österreich 8/1926, S. 216– 217. Siehe dazu : Anita Ziegerhofer-Prettenthaler, Botschafter Europas. Richard Coudenhove-Kalergi und die Paneuropa-Bewegung in den zwanziger und dreißiger Jahren, Wien, Köln, Weimar 2004.
zurück zum  Buch Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 - Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus"
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938 Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938
Untertitel
Akkulturation - Antisemitismus - Zionismus
Autor
Frank Stern
Herausgeber
Barabara Eichinger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78317-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
558
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort XI
  2. Einleitung. Wien und die jüdische Erfahrung 1900–1938 XII
  3. Was nicht im Baedeker steht Juden und andere Österreicher im Wien der Zwischenkriegszeit 1
  4. Jüdische Lebenserinnerungen. Rekonstruktionen von jüdischer Kindheit und Jugend im Wien der Zwischenkriegszeit 17
  5. Antisemitismus 1900–1938. Phasen, Wahrnehmung und Akkulturationseffekte 39
  6. „Hinaus mit den Juden !“ Von Graffiti und der Zeitung bis zur Leinwand 59
  7. Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich nach Palästina in der Zwischenkriegszeit 71
  8. Die Stimme und Wahrheit der Jüdischen Welt Jüdisches Pressewesen in Wien 1918–1938 99
  9. Die israelitischen Humanitätsvereine B’nai B’rith für Österreich in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zur „jüdischen“ Freimaurerei 115
  10. Tempel, Bethäuser und Rabbiner 131
  11. Die Geschichte der Ausbildung von Rabbinern in Wien seit dem 19. Jahrhundert 143
  12. Martin Bubers Weg zum Chassidismus 155
  13. Die jiddische Kultur im Wien der Zwischenkriegszeit und ihre Positionierungen in Bezug auf Akkulturation, Diasporanationalismus und Zionismus 175
  14. „Wenn Dich drückt der Judenschuh“. Blicke in die moderate Wiener Moderne 197
  15. Karl Kraus and Gustav Mahler Imagine the „Jews“ 217
  16. Antisemitisch-misogyne Repräsentationen und die Krise der Geschlechtsidentität im Fin de Siècle 229
  17. „Being different where being different was definitely not good“ Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien 257
  18. „Jeder Sieg der Frauen muss ein Sieg der Freiheit sein, oder er ist keiner“ Jüdische Feministinnen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung und in internationalen Frauenbewegungsorganisationen 277
  19. Gender and Identity. Jewish University Women in Vienna 297
  20. From White Terror to Red Vienna : Hungarian Jewish Students in Interwar Austria 307
  21. Feuilletons und Film. Béla Balázs – ein Dichter auf Abwegen 325
  22. Die Zukunft und das Ende einer Illusion – Sigmund Freud und der Erfolg der Psychoanalyse in den Zwanziger- und Dreißigerjahren 343
  23. David Vogel : Love Story in Vienna or the Metropolis 355
  24. Arthur Schnitzler. Facetten einer jüdisch-österreichisch-deutschen Identität 369
  25. Mit einem ›e‹. Zwischen Diaspora und Assimilation Ein Streit unter Freunden : Joseph Roth und Soma Morgenstern 385
  26. Jüdisches Leben im Wiener Fin de Siècle. Performanz als methodischer Ansatz zur Erforschung jüdischer Geschichte 399
  27. Felix Salten. Zionismus als literarisches Projekt 419
  28. „Schund“, „Jargon“ und schöner Schein Jüdische Erfahrung/en im jüdischen Theater 427
  29. Imago und Vergessen. Wienbilder und ihre unsichtbaren Urheber 439
  30. Frau Breier aus Gaya meets The Jazz singer Zwischen Bühne und Leinwand, Wien und New York 463
  31. Österreichische Filmmusik in Hollywood – eine Annäherung 483
  32. Personenregister 491
  33. Sachregister 503
  34. Biografien 519
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938